Autograf: nicht ermittelt
Druck: Alexander Malibran, Louis Spohr. Sein Leben und Wirken, Frankfurt am Main 1860, S. 213f. (teilweise)

Kassel, den 7. April 1849.

Geehrter Herr und Freund!

[...] Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für die schönen Blätter1, sowie für Ihren freundlichen Glückwunsch zu meinem Geburtstage. Daß Sie in diesem Jahre der Unruhen, wo man an Alles mehr, als an Musik dachte, so ohne festes Engagement, mit vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfen haben würden, konnten wir uns wohl denken, und oft hat es meine Freude über die Erhebung des deutschen Volkes zur Freiheit und Einheit getrübt, wenn ich mir Ihre Lage in dem ebenso unruhigen Frankreich und deren Schwierigkeiten lebhaft dachte! Um so mehr freue ich mich nun, von Ihnen zu hören, daß es auch bei Ihnen wieder ruhiger wird und man anfangt, wieder an Musik zu denken. Als Beweis dient mir Ihre Nachricht, daß Sie in Straßburg eine musikalische Gesellschaft gestiftet haben, an deren Spitze Sie stehen. Bei Ihrer mir bekannten unermüdlichen Thätigkeit zweifle ich nicht, daß dies sowohl förderlich für die Kunst, als von günstigem Einflusse für Ihre äußere Lage sein werde, und so gratulire ich von Herzen dazu. Für die mich ehrende Ernennung zum Ehrenmitgliede Ihrer Gesellschaft sage ich meinen verbindlichsten Dank. [...]
Hier hat die Zeit nicht ungünstig auf die Kunst eingewirkt. Theater und Concerte haben ihren ruhigen Fortgang gehabt und waren fast besuchter, wie früher. Auch meine Arbeiten haben keine Unterbrechung erlitten; obgleich nicht zu läugnen ist, daß man jetzt noch einmal so viel Zeit dem Zeitungslesen und der Politik zuwendet, wie in früheren Zeiten. – In neuester Zeit habe ich wieder ein Violinquartett geschrieben und auch schon einmal in unserem Quartettzirkel vorgetragen. Es wird jetzt, sowie das Sextett und das 4. Doppelquartett, die Sie schon kennen, hier bei
Luckhardt gestochen [...]
Indem ich bitte, mich Ihrer lieben Frau bestens zu empfehlen, von Herzen der Ihrige

Louis Spohr.

NB. An Hrn. Rollé
die herzlichsten Grüße.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Malibran, Alexandre
Erwähnte Personen: Rollé, Friedrich
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Doppelquartette, op. 136
Spohr, Louis : Sextette, Vl 1 2 Va 1 2 Vc 1 2, op. 140
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Hofkapelle <Kassel>
Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1849040710

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Malibran an Spohr, 26.03.1849. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Malibran an Spohr, 04.09.1849.

[1] Alphonse Farcy, Quinte et quatorze à Louis Napoléon Bonaparte und Capot! ou les adieux au pouvoir (vgl. Vorbrief).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (18.03.2024).