Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Geehrter Herr Capellmeister!

Als Sie mir vor wenigen Tagen ankündigten, daß ich im nächsten Concert spielen sollte, verstattete es weder Zeit noch Ort, Ihnen den Grund meiner Weigerung auseinander zusetzen; erlauben Sie mir daher jetzt denselben in wenig Worten auszusprechen. Bei Annahme der Stelle, zu welcher Sie die Güte hatten mich vorzuschlagen1, wofür die dankbare Erinnerung in mir nicht verloschen ist, war es mein Streben mich derselben würdig zu machen, in der Hoffnung auf Verbesserung der Zukunft. Statt dessen fühlte ich mich nicht allein sehr getäuscht, sondern auch zurückgesetzt; indem durch die Anstellung des Herrn Hilf, welcher doppelt so viel erhält als ich, keine Aussicht um weitere Beförderung vorhanden ist, und meine Bemühungen fruchtlos sein würden. Demzufolge leiste ich fernerhin Verzicht auf Solospiel.2 Hochachtungsvoll

Ihr ergebenster
Heinrich Weidemüller

Autor(en): Weidemüller, Heinrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Hilf, Christoph Wolfgang
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Hofkapelle <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1843012340

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Weidemüller an Spohr, 07.06.1838.

[1] Vgl. Vorbrief.

[2] Spätestens ein Jahr später trat Weidemüller wieder als Solist in Kassel auf (vgl. O[tto] K[raushaar], „Cassel, im Januar 1844“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 46 (1844), Sp. 209-213 und 228ff., hier Sp. 212f.).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (25.02.2020).