Andreas Abel an Louis Spohr in Kassel

Greifswald den 25^ten Octbr.
1835.

Wohlgeborner
Hochgeehrter Herr Kapellmeister;

Nachdem ich die 4 Exemplare von dem neuen Oratorium „des Heilands letzte Stunden“ durch Ew. Wohlgeb. Güte erhalten und anderweitig versandt habe, beeile ich mich, den Betrag von 16 Rth. Pr. Courant einzusenden, die Singvereine werden in dieser herlichen Composition einen reichen und hohen Genuß finden, wünschenswerth wäre es wenn es hier recht bald zur Aufführung gebracht würde.
Mein Sohn hat in Monat Juny, hier, Ew. Wohlgeb. Oratorium „die letzten Dinge“ als Concert gegeben, und es gelang bey aller möglichen Unterstützung, die hier nur zu finden ist, ganz vollkommen, das Gesang-Personal bestand ohngefähr aus 60 und das Orchester aus 33 zusammen zwischen 90 und 100 Personen. Mein Sohn ist gegenwärtig noch hier, es ist schwer eine Anstellung zu bekommen, er hatte einen Ruf, in der Stockholmer Hof-Capelle engagirt zu werden, um Herrn P[???]s Stelle einzunehmen, hat sich aber mit der Direction nicht einigen können, vermöge des Honorar, es war zu wenig um hiervon Existiren zu können, da die Summe weit geringer war als H.P. bezogen hat.
Ew. Wohlgeboren hatten die Güte, in Ihrer geehrten Zuschrift zu bemerken, wenn sich eine Gelegenheit darböte ihm in geneigtem Andenken zu behalten, und erlaube mir nochmals die Ergebene Bitte zu erneuern, bey vorkommender Vacanz seiner zu gedenken.
Schließlich bitte ich noch ergebenst die übrigen 4 Rth. für Saiten die mein Sohn kürzlich bekommen hat, gütigst an Herrn Hornthal verabfolgen zu laßen.
Meine Frau und Sohn laßen sich Ew. Wohlgeb. gehorsamst Empfehlen
Mit vorzüglicher Hochachtung habe ich die Ehre zu seyn

Ew. Wohlgeborn
ergebener A. Abel.