Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287[Humann:4

Wohlgeborener Herr!
Insonders Hochzuverehrender Herr Kapellmeister!

Schon hatte ich ein Schreiben an Ew Wohlgeboren getaetigt, worin ich die Bitte an dieselben ergehen ließ, mir von Caßel aus, einen Paß auf welchen ich meine Reise antreten könnte fertigen zu laßen, weil mann hier mit der Ausfertigung meines Abschieds so lange zögerte u. mir auch den erbetenen Urlaub versagte, als am 11ten Juny von der Direktion mir die Eröffnung zugeschickt wurde, daß seit den 8ten Juny entlaßen sey, ich bin daher nun endlich im Standte1 meiner gegebenen Zusage nachzukommen, u. melde Ew Wohlgeboren hiermit daß ich entweder mit Ende dieses Monats Juny oder doch höchstens gleich mit Anfang des Künftigen bey denenselben mich persönlich melden u. meine Stelle in Caßel antreten werde.
Zu dieser noch weiteren Verzögerung zwingt mich der Instrumentenmacher, welcher vieler anderer und früherer Bestellungen halber nicht mit dem von mir bestellten Fagott fertig werden kann. Sollten indeß Ew Wohlgeboren mir befehlen eher zu kommen, so würde ich den Befehle unverzüglich Folge leisten, würde aber dadurch auch gezwungen seyn mit einem vielleicht weit schlechteren Fagott vorlieb zu nehmen, weil ich selbiges erstlich nicht selbst ausprobiren könnte, u. ich auch die Wahl unter mehreren dadurch verlöre, welches jedenfalls nachtheilig für mich wäre, dieserhalb bitte ich hiermit Ew Wohlgeboren mir noch bis dahin Urlaub zu geben die Nichtbeantwortung meiner hier gethaenen Bitte, soll als Gewährung derselben gelten.
ich kann nicht unterlaßen denenselben noch anzuzeigen daß von hier aus Unterhandlungen mit dem ersten sehr braven Hornisten Fuchs in der Deßauer Kapelle welcher hierher gezogen werden soll, angesponnen sind. Sollten vielleicht Ew Wohlgeboren ein solches Subjekt noch brauchen so würden dieselben gut thun Fuchsen noch vor Michaelis vorläufige Nachricht davon zu geben in jeden Fall ist Fuchs eine beßere Aquisition als irgend einer von hier, Haases nicht ausgenommen das Ältere2 trifft nicht viel ohne vorheriges Einstudiren u. scheint überhaupt nicht viel zu üben der jüngere3 ist beßer. Von Fuchsen selbst weiß ich daß er viel lieber unter Ihrer Direktion als hierher gehen würde.
In der angenehmen Hoffnung denenselben nun bald meine Dankbarkeit für die mir erwiesene Beachtung, persönlich an den Tag legen zu können verharre ich mit allergrößter Hochachtung

Ew Wohlgeboren
gehorsamer Diener
Adolph Heinrich Human.

Dreßden den 11ten Juny
1822.

Autor(en): Humann, Adolph
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Fuchs, Heinrich (Hornist)
Haase, August
Haase, Ludwig (Dresden)
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Hofkapelle <Dessau>
Hofkapelle <Dresden>
Hofkapelle <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1822061143

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Humann an Spohr, 27.04.1822.

[1] Sic!

[2] August Haase.

[3] Ludwig Haase.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.10.2023).