Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287[Humann:3
Wohlgeborener Herr,
Insonders Hochzuverehrender Herr Kappelmeister!
Zuvörderst lege ich Ew Wohlgeboren für das mir so gütigst erwiesene Zutrauen, u. die für mich so ehrenvolle Berücksichtigung meiner Bitte u meines Wunsches, hiermit meinen herzlichsten Dank zu Füßen.
Ew Wohlgeboren zeige ich nun hiermit ergebenst an, daß ich von denenselben gemachten Expositionen(?) mit größter Freude annehme u. bitte dieselben, mich von Dato an ganz als Ihren Untergeordneten anzusehen, u. in diesem Sinne über mich zu verfügen. Meine Freude darüber künftig in Ew Wohlgeboren Nähe seyn zu können, als auch über die günstige Wendung meines Schicksals kann ich denenselben durch Worte nicht nach Wunsch ausdrücken, allein, ich hoffe mich, durch Pünktlichkeit im Dienst, durch Fleiß u. Treue, das mir von Ew Wohlgeboren gütigst geschenkte Zutrauen in der Folge würdig zu mehren u. gebe Ew Wohlgeboren hiermit, im Voraus die aufrichtige Versicherung, daß es denenselben nicht gereuen soll, mich berücksichtigt zu haben, ich werde gewiß alle Kräfte anwenden Ew Wohlgeboren in jeder Hinsicht zu gefallen.
Um meine Entlaßung von hier habe ich bereits hier angehalten, sehe aber in dieser Rücksicht mancher Schwierigkeit entgegen, Mann wollte Uebrigens meinen Worten keinen Glauben schenken, u. betrachtete selbige nur, als wollte ich hier ein sogenanntes [???] machen, ich sah mich daher genöthigt Ew Wohlgeboren zuletzt an mich erlaßenes Schreiben aus meinen Händen in die des Kapellmeisters Morlachi zu laßen, mann macht mir seitdem Anerbietungen Versprechungen, u. sucht mir die Sache zu verleiten, indem man mir die Beständigkeit u. Sicherheit des Engagements in Kaßel, in mancher Hinsicht verdächtig machen will, allein mein Vertrauen auf Ew Wohlgeboren steht fest, u. zudem weiß ich, daß hier die Cabale u. Schmeichelei zu Hause ist, u ich vermuthe daß mann die Sache in die Länge ziehen, Ew. Wohlgeboren ermüden will, ich bitte daher Ew Wohlgeboren hiermit ganz ergebenst sich ja, durch nichts, an mir irre machen zu laßen, ich achte es für mein bestes Glück, bey Ew Wohlgeboren seyn zu können, u. ich werde mich hier auf nichts einlaßen, doch bin, mehreren meiner Brüder welche hier auf Versorgung hoffen, die Rücksicht schuldig, daß ich meinen Abschied von hier, auf eine Art erhalte, welche nicht verbittert, u. beleidigt. Halten kann, u. wird man mich nicht.
Indem ich nun Ew Wohlgeboren nochmals versichere daß meine Worte aufrichtig sind u. daß ich Jedenfalls der Ihrige bin, bitte ich dieselben gehorsamst, diejenigen Maasregeln zu nehmen welche nöthig sind, mich in Caßel sicher u. fest zu stellen u. mir die Beweise davon in die Hände zu geben, nicht Meinetwegen, sondern nur damit ich hier sicher meinen Gang gehen kann u. besonders auch darum weil man zu glauben scheint als hätten Ew Wohlgeboren mir diesen Brief geschrieben um nur hier etwas zu erpreßen, überhaupt mann sich aber hier von allen Seiten vor der Wahrheit u. den Ernst dieser Sache, so wird binnen wenig Tagen die Sache beendigt seyn, u. ich bin alsdann doch so glücklich desto eher eintreffen zu können.
Indem ich nun mich der angenehmen Hoffnung einer geneigten baldigen Antwort hingebe, verharre ich mit allergrößter Hochachtung
Ew Wohlgeboren
ergebener Diener
Adolph Human.
Dreßden den 27ten Apprill
1822.
Noch fühle ich mich denenselben anzuzeigen verpflichtet, daß, Ew Wohlgeboren vielleicht in Kürze mit Briefen um Anstellung verfolgt werden, ich kann denenselben aber versichern, daß, es mit mehreren nicht ganz aufrichtig gemeint ist u. nur darauf abgesehen hier 50 Rth. zugelegt zu erhalten, ich erbiete mich denenselben die Namen solcher persönlich anzuzeigen. Den ich kann nicht zugeben Ew. Wohlgeboren gemisbraucht zu sehen. ich werde selbst von vielen Seiten mit Auftraegen belästigt. Wenn also Ew Wohlgeboren noch mehrere brauchen sollten so will ich denenselben diejenigen, von welchen dieser Misbrauch nicht zu erwarten steht nämlich anzeigen.
Autor(en): | Humann, Adolph |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Morlacchi, Francesco |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | Hofkapelle <Kassel> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1822042743 |
Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief von Spohr an Humann. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Humann, 11.06.1822.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.10.2023).