Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 75f.

Herrn
Herrn C. F. Peters
(Bureau de Musique)
in
Leipzig.1

nebst 1 Päkchen Musikalien
HP
Leipzig
Valor f 20.-


Frankfurt a/m den 10ten Januar
1820.

Beykommend erhalten Sie Partitur und Stimmen des neuen Concerts, leztere von mir corrigirt, wieder zurück. Die Bemerkung am Ende der ersten Violine muß vom Stecher besonders berücksichtigt werden. Die Correktur wird am besten nach der Partitur zu machen seyn, weil in den Stimmen, besonders in der Principalstimme wegen der engen Schrift noch manches, besonders in der Fingerbezeichnung, zweifelhaft ist. – Haben Sie ja die Güte, den Titel vor dem Stich von einem der Sprache Kundigen revidiren zu lassen.
Für die überschickte Anweisung sage ich Ihnen den besten Dank. Unter den von Wien erhaltenen Musikalien vermisse ich das Octett. Warscheinlich wird es doch allso noch nicht fertig seyn und die Hamburger werden sich noch gedulden müssen. – Sobald mein Portrait fertig seyn wird2, ersuche ich Sie, meinem Vater, dem Doktor Spohr in Gandersheim, ein Exemplar zu überschicken, dem Sie dadurch eine große Freude bereiten werden.
Sollten noch Briefe für mich angekommen seyn oder sollten Sie mir Neuigkeiten z.B. über die Aufführung meiner Oper in Leipzig3 mitzutheilen haben, so schreiben Sie mir doch darüber nach London4 , da mich wohl schwerlich ein Brief auf dem festen Lande noch treffen würde. In ein paar Tagen reisen wir nach Brüssel, geben dort noch ein oder 2 Concerte und gehen dann ohne weitern Aufenthalt nach London wo wir bis zum l5ten Februar eintreffen müssen.
Schlüßlich bitte ich Sie noch, die Lieder von m[einem] Freunde Schnyder5, durch die Sie Ihren Verlag gewiß mit einen gehaltreichen Werke bereichern werden, wo möglich noch bis zur Ostermesse stechen zu lassen, indem ihm ganz sehr daran liegt, daß bald etwas von ihm erscheine. Auch bittet er Sie noch, die Verbesserung in der Dedikation, die er Ihnen später einsandte, ja in das Manuscript gefälligst eintrag[en] zu lassen.
Leben Sie recht wohl. Mit unveränderter Freundschaft ganz

der Ihrige
Louis Spohr

NS. So eben habe ich auch die Parthien der Blasinstrumente [nachge]sehen und finde, daß der Kopist nicht auch wie bey den Saiteninstrumenten im Rezitativ die Principalstimme mit hineingeschrieben hat; dieß muß aber noch geschehen bevor sie gestochen werden. Im Übrigen waren sie ziemlich richtig. Auch einige Takte der Cadenz vor dem Eintritt des Orchesters müssen in einer zweiten Reihe in allen Instrumente hineingeschrieben werden. – Nochmals erinnere ich, daß die Correktur ja nach der Partitur gemacht werde.

NS. Einliegendes Blatt6 geben Sie doch gefälligst an die Herren Concertdirectoren.



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Peters an Spohr. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Peters, 16.07.1820.

[1] Über dem Adressfeld befindet sich von anderer Hand der Eingangsvermerk des Verlags: „1820 / 10 Jan / Fft. / Spohr.“

[2] Nach Homburg handelt es sich um ein heute verschollenes Porträt von Adam Grünbaum, das als Vorlage für die bei Peters erschienene Lithografie diente (Herfried Homburg, „Bildnisse Louis Spohrs. Eine vorläufige Bestandsaufnahme”, in: Louis Spohr. Festschrift und Ausstellungskatalog zum 200. Geburtstag, hrsg. v. Hartmut Becker und Rainer Krempien (= Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Ausstellungskatalog 22), Kassel 1984, S. 209-230, hier S. 212f.).

[3] Die Leipziger Erstaufführung von Spohrs Oper Zemire und Azor war im April 1820 (vgl. „Leipzig“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 22 (1810), Sp. 251-260, hier Sp. 251f.).

[4] Spohr reiste 1820 nach London, um dort Konzerte für die Philharmonische Gesellschaft zu geben.

[5] Die von Franz Xaver Schnyder von Wartensee vertonten Gedichte Ludwig Uhlands erschienen tatsächlich um 1820 bei Peters.

[6] Dieses Blatt ist derzeit verschollen.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (04.10.2016).