Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 77f.
Druck 1: Horst Heussner, Die Symphonien Spohrs, Phil. Diss. Marburg 1956, Anh. S. 14f. (teilweise)
Druck 2: Herfried Homburg, „Bildnisse Louis Spohrs. Eine vorläufige Bestandsaufnahme”, in: Louis Spohr. Festschrift und Ausstellungskatalog zum 200. Geburtstag, hrsg. v. Hartmut Becker und Rainer Krempien (= Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitzt Ausstellungskatalog 22), Kassel 1984, S. 209-230, hier S. 212 (teilweise)

Gandersheim im Herzogthum Braunschweig
den 16ten Juli
1820.

Geehrter Freund,

Vor einigen Tagen sind wir hier glücklich wieder angekommen und genießen nun in Gesellschaft unserer Kinder und Verwandten die Ruhe nach der wir uns im geräuschvollen London so oft sehnten. Unsere Rückreise war glücklich und schnell. Nur in Aachen wo wir ein sehr besuchtes Concert gaben, machten wir einen Aufenthalt von 8 Tagen. In den übrigen Städten ließ uns die Sehnsucht nach unsern Kindern1 nicht länger verweilen als nöthig war die Pferde zu wechseln.
Ich schicke Ihnen beyliegend für die Musik. Zeitung einen Aufsatz über London.2 Haben Sie die Güte ihn der Redaction zu übergeben mit der Bitte, daß er bald und unverändert abgedruckt werde.
Daß ich in London eine neue Sinfonie geschrieben habe, wird ihnen wohl schon bekannt seyn. Sie ist aber nicht, wie irrig in der M.Z. angegeben ist, Eigenthum der Philharmonischen Gesellschaft, sondern nur dort zum ersten mal aufgeführt worden.3 So gern die Gesellschaft sie auch besessen hätte, so habe ich sie doch standhaft verweigert weil sie als Eigenthum der Gesellschaft nie öffentlich erschienen seyn würde und ich hoffe daß dieses Werk mir Ehre bringen werde. Auch habe ich in London (eingedenk der unzähligen Aufforderungen der Clavierspieler ihnen doch auch einmal etwas zu schreiben,) ein großes Quintett für Pianoforte mit Begleitung von 4 Blasinstrumenten oder im Mangel dieser, mit 2 Violinen, Viola und Violoncell angefangen und bin jezt beschäftigt es zu beenden. Es wird dies ein brillantes Concert-Stück in der Weise des Beethoven’schen Quintetts oder des Hummel’schen Septetts. Ich trage Ihnen dieses und die Sinfonie für ein Honorar von 250 Rth. zum Verlage an und habe bey Bestimmung dieses Preises schon darauf Rücksicht genomm[en,] daß die Sinfonie keinen so großen Absatz wie jenes haben kann. Haben Sie die G[üte] mir bald gefälligst zu melden, ob Sie die Werke nehmen wollen.
Wie steht es denn um das Portrait4 wird es nicht endlich fertig werden? – Da ich 3 Monath hier bey meinen Eltern verweilen werde, so ersuche ich Sie mir das Gemälde so bald es nicht mehr gebraucht wird, hieher zu schicken und dann auch einige Exemplare des Kupferstichs, so wie des neuen Concerts (dessen Stich sehr schon und correkt ist) gefälligst beyzulegen.
Von einem Reisenden erfahre ich so eben daß C.M. v. Weber Urlaub genommen habe und eine Reise nach Coppenhagen mache um sich um die dort erledigte Kapellmeister-Stelle zu bewerben. Ist dem so? Schreiben Sie mir doch gefälligst, was Sie davon wissen.
Einer baldigen Antwort entgegensehend mit herzlicher Freundschaft ganz

der Ihrige
Louis Spohr5



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Peters, 10.01.1820. Der Postweg von Peters derzeit verschollenem Antwortbrief vom 22.07.1820 überschnitt sich mit Spohr nächstem Brief vom 23.07.1820.

[1] Emilie, später verh. Zahn, Ida, später verheiratete Wolff und Therese.

[2] Louis Spohr, „Musikalische Notizen gesammelt von Louis Spohr während seines Aufenthaltes in London von Ende Februar bis Ende Juny 1820”, in: Allgemeine musikalische Zeitung 22 (1820), Sp. 521-530.

[3] Vgl. „Frankfurt am Mayn”, in: ebd., Sp. 430-436, hier Sp. 335f.

[4] Nach Homburg handelt es sich um ein heute verschollenes Porträt von Adam Grünbaum, das als Vorlage für die bei Peters erschienene Lithografie diente (Herfried Homburg, „Bildnisse Louis Spohrs. Eine vorläufige Bestandsaufnahme”, in: Louis Spohr. Festschrift und Ausstellungskatalog zum 200. Geburtstag, hrsg. v. Hartmut Becker und Rainer Krempien (= Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Ausstellungskatalog 22), Kassel 1984, S. 209-230, hier S. 212f.).

[5] Auf der letzten Seite des Briefes befinden sich von anderer Hand noch Eingangs- und Antwortvermerk des Verlags: „1820 / 16 Jul / 21 '' / 22 '' / Gandersheim / Spohr.“

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (04.10.2016).