Autograf: letzter Nachweis Auktion Schmolt, Krefeld 20.03.2021
Vorlage: Scan auf der Auktionshomepage
Faksimile: Autographen-Auktion 20. März 2021 (= Katalog Schmolt 45), Krefeld 2021, S. 161
Druck: ebd., S. 160 (teilweise)

Cassel den 15ten November,
1858.

Lieber Herr Böhme,

Da Sie so freundlichen Antheil an meinen kl. Reisen und allem, was mir auf ihnen geschieht, nachdem, so will ich auch noch erzählen, daß ich bey der Rückkehr von Leipzig einen Brief1 von Wien vorfand, worin mir der Redacteur der Wiener Blätter für Musik, Herr Zellner, den ich bey dem Jubileum in Prag hatte kennen lernen, den Vorschlag machte, im Lauf des Winters nach Wien zu kommen2 und dort, wo noch keines meiner Oratorien gehört worden ist, eines derselben zu einem gemeinnützigen künstlerischen Zwecke zu veranstalten. So sehr mir dieß Freude machen würde, so habe ich es doch ablehnen müssen, da er die Theilnahme der dortigen Vereine und Solosänger, die alles bis zu den letzten Proben im Voraus einzuüben sich erboten, an die Bedingung knüpft, daß ich selbst komme und die Direction übernehme, weil er meint, es werde sonst keinen rechten Erfolg haben ujnd weder mir noch den andern Mitwirkenden rechte Ehre erwerben, folglich, der Zweck nicht auf glänzende Weise erfüllen! Weil ich mir nun im Winter die weite Reise nicht zu machen getraue, auch mich bey meinen hohen Alter von der Aufregung und Anstrengung bey der Aufführung3 fürchte, so habe ich es, wie gesagt, abgelehnt und werde nun alles weitere Reisen bis zum Sommer verschieben!
Was aus Ihrer eignen Angelegenheit betrifft, so billige ich es nicht nur, daß Sie das Curiosum in Holländischen Blättern bekannt machen, sondern ich werde es auch für eine deutsche [...]

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Böhme, Ferdinand
Erwähnte Personen: Schallehn, Henry
Zellner, Leopold Alexander
Erwähnte Kompositionen: Böhme, Ferdinand : Die Schifffahrt
Erwähnte Orte: Leipzig
Wien
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1858111510

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Böhme an Spohr, 10.11.1858.
[Ergänzung 14.04.2021:] Aus Böhmes Antwortbrief vom 26.12.1858 folgt außerdem, dass Spohr in den hier fehlenden Teilen des Briefs Böhme Ratschläge gibt, wie er damit umgeht, dass Henry Schallehn in London Böhmes Fantasie Schifffahrt für Militärmusik als eigenes Werk ausgibt.

[gestrichen 14.04.21: Existenz und Inhalt dieses Briefs folgen aus Böhmes Antwortbrief vom 26.12.1858. Demnach gibt Spohr Böhme Ratschläge, wie er damit umgeht, dass Henry Schallehn in London Böhmes Fantasie Schifffahrt für Militärmusik als eigenes Werk ausgibt. Vermutlich berichtet er auch, er habe eine Einladung nach Wien, sein Oratorium Der Fall Babylons zu dirigieren, abgelehnt (dann wohl in ähnlichen Formulierungen wie in Spohr an Moritz Hauptmann, 06.11.1858).
Einen Postweg von wenigstens zwei Tagen vorausgesetzt, entstand dieser Brief zwischen 12.11. und 24.12.1858.]

[1] Dieser Brief ist derzeit verschollen.

[2] „zu kommen“ über der Zeile eingefügt.

[3] „bey der Aufführung“ über der Zeile eingefügt.

Zunächst aus Antwortbrief erschlossen (22.10.2020). Nach Digitalisat auf der Auktionshomepage transkribiert und kommentiert: Karl Traugott Goldbach (14.04.2021).