Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Seiner Wohlgeboren
Dr Louis Spohr in Cassel
 
 
Hochgeehrtester Kapellmeister!
 
Bei Gelegenheit das die Clavierauszug meiner Sinfonie erschienen ist, habe ich die Ehre Ihnen das Exemplar als Beweis unbegrenzter Hochachtung zuzusenden – die gestochenen Stimmen habe ich Ihnen schon in April d.J. zugesendet, obgleich mir nicht die Ehre zu Theil wurde, Ihre Zeilen hierüber zu erhalten – offe das alle Ihnen richtig zugekommen ist.
Ich bin aber so frei Ihnen über eine Gegenstad zu unterhalten, um wofür ich Sie um gütige Befoderung bitte, nämlich, ich habe eine Brief von der Conzertdirection vom Gewandhaus aus Leipzig erhalten, worin mir berichtet wird, das meine Sinfonie durch die Prüfungs-Commission zwar mit Anerkennun gehört ist, aber nicht geeignet ist, um in die Gewandh. Concerten aufzuführen. Nehmen Sie an, das vorigen Jahre 2 Sinfonie v. Rubenstein und von Richard Wuerst gewählt sind, worüber die Neue Zeitschrift für Musik Seite 2271 und Seite 2702 sehr ungünstig schreibt – jetzt ist die Frage, warum werden denn diese Werke gewählt? Musz man allso befreundet sein mit die Mittgliederen der Prüfungs Commision? ich bitte Sie allso geehrter Herr! Sie haben dieses Werk so weit protegirt, sollten Sie mir noch eine Beföderung verleihen, nämlich einen Brief an die Herrn der Conzertdirection zu Leipzig zu wollen Schreiben, daß Sie dieses Werk durchgesehen haben, und mit Beifall in Cassel zur gehöre gebracht haben, und daß Sie Wünschen daß dieses Werk auch in Deutschland bekannt werde.
Solche Anbefehlung von Ihnen, als der Grössten Meister in Deutschland, kann nicht ohne günstig Resultat sein.
Es ist Ihnen bekannt, das den Brief den Sie mir vorigem Jahre an Hauptmann in Leipzig gegeben haben3, in dieser Hinsicht noch nicht das Ziel producirt hat – dahero bitte ich Sie ergebenst es sei daß Sie eine Brief an die Conzertdirection oder Hn J. Rietz – oder an Hn Fr Brendel als Aufsatz von Ihnen in das Neue Zeitsch. f. Musik schrieben.
Darf ich Ihnen gütigst bitte einliegende4 Exemplar an Hr Carl Reisz zu beförderen. Sie erhalten die 2 Exempl. d. Sinfonie durch die postexpedition von H. v. Gend und Loos aus amsterdam franco
In der Hoffnung daß Sie uns Ihre geehrte Familie Sich in der besten Wohlsein befinden, und recht bald Ihre geehrte Antwort erhalten mag – unterzeichne ich, mit ausgezeichnten Hochachtung,
Herr General Musikdirector
 
Sehr ergebener
A. Berlyn
Musikdirector
 
Amsterdam, 25 Oct. 1858
Heregracht parc. 314_V.

Autor(en): Berlijn, Aron Wolf
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Brendel, Franz
Hauptmann, Moritz
Reiß, Carl
Rietz, Julius
Erwähnte Kompositionen: Berlijn, Aron Wolf : Sinfonien, op. 104
Rubinstein, Anton : Sinfonien, op. 40
Wüerst, Richard : Sinfonien, op. 21
Erwähnte Orte: Leipzig
Erwähnte Institutionen: Gewandhausorchester <Leipzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1858102544

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Berlijn an Spohr, 09.11.1857.

[1] D., „Leipzig“, in: Neue Zeitschrift für Musik 47 (1857), S. 227.
 
[2] v.D., „Leipzig“, in: ebd., S. 270.
 
[3] Dieser Brief ist derzeit verschollen.
 
[4] Hier ein Wort gestrichen.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (26.03.2018).