Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Magdeburg den 23 Maerz 1858.

Hochgeehrter Herr General Musik Director.

Wir hatten das Vergnügen, Ihre beiden geehrten Zuschriften vom 9ten Februar und 21 Maerz zu empfangen und können nicht unterlassen, Ihnen unsere Freude darüber auszudrücken, daß wir, die Hoffnung haben, Sie bei der Aufführung Ihres Werkes am Charfreitag hier zu sehen.1 Recht dringend bitten wir Sie, den einmal gefaßten Entschluß nicht aufzugeben und das schöne Frühlingswetter zu einem Ausfluge nach hier und dem keine 3 Stunden von hier entfernten Berlin zu benutzen. Über die musikalischen Genüsse welche Ihrer in der Osterwoche in Berlin erwarten, können wir Ihnen heute noch nichts sagen, doch ist anzunehmen, daß wie alljährlich auch dießmal viel Schönes zu hören sein wird.
Was nun unsere Aufführung betrifft, so haben wir mit Chor und Solis manche Schwierigkeiten zu besiegen gehabt, doch hoffe wir, daß nun Alles gerundet(???) ist, die Harfe müssen wir aus Berlin nehmen, (Grimm) auch Fräulein Koch aus Leipzig wird uns unterstüzen, nachdem Frau Sophie Foerster aus Dresden die schon übernommene Sopran Parthie zurückgegeben hat, sonst wird alles mit unsern hiesigen Kräften besetzt und ausgeführt. Wir wollen hoffen, daß diese Aufführung gleich den vielen früheren unseres Vereins gut von Statten gehe und daß sie des Werkes und seinem Componisten würdig sei; jedenfall glauben wir versichern zu können, daß Sie sich über Ihre Zweifel beruhigen dürfen. Als ein gutes Hôtel empfehlen wir Ihnen das zum Erzherzog Stephan, welches dicht an der Eisenbahn liegt, von dort zum Locale der Aufführungb bringt Sie in 2 bis 3 Minuten ein Wagen. Wenn Sie uns die Zeit Ihrer Ankunft genau mittheilen, so würden wir uns die Ehre geben, Sie am Bahnhofe zu empfangen und nach dem Hôtel zu geleiten. Dem Casseler Gesang Verein wollen Sie unseren Dank für gütige Übersendung der Chostimmen sagen, dieselben erfolgen prompt und möglichst geschont zurück.
Indem wir also auf die Freude hoffen, Sie am Charfreitage hier bei uns zu sehen, haben wir die Ehre, mit aller Hochachtung zu zeichnen

Der Vorstand d. Seebach’schen Gesang Vereins
Alenfeld. Rost. J. Mühling

Autor(en): Alenfeld, Julius
Mühling, Julius
Rost (Magdeburg)
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Förster, Sophie
Grimm, Louis
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Des Heilands letzte Stunden
Erwähnte Orte: Magdeburg
Erwähnte Institutionen: Seebachscher Gesangverein <Magdeburg>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1858032345

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohrs derzeit verschollene Briefe vom 09.02.1858 und 21.03.1858. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Seebachscher Gesangverein an Spohr, 04.05.1858.

[1] Zur Aufführung vgl. J.G., „Aus Magdeburg“, in: Neue Zeitschrift für Musik 48 (1858), S. 237f., hier S. 238; „Magdeburg“, in: Neue Berliner Musikzeitung 12 (1858), S. 133.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (26.04.2022).