Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Druck 1: Louis Spohr, Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 2, Kassel und Göttingen 1861, S. 395 (teilweise)
Druck 2: Simon Moser, Das Liedschaffen Louis Spohrs. Studien, Kataloge, Analysen, Wertungen. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Kunstliedes, Kassel 2005, Bd. 1, S. 79f. (teilweise)

Verehrter Meister!

Erlauben Sie mir, Ihnen ungesäumt meine lebhafte Freude und Dankbarkeit über die dem Musenalmanach von Ihnen auch heuer wiedererfahrenen Auszeichnung, sowie insbesondere meiner Bewunderung über die innige & sinnige musikalische Auffassung eines der schönsten Lieder im Gebiet der deutschen Litteratur überhaupt auszudrücken. - Eine große Genugtuung ist es für ein deutsches Gemüth, zwei Meister1 seiner Nation, trotzdem sie über sechshundert Jahre auseinander liegen, in einer so edeln, einfachen, harmonischen Form von Wort und Ton den reichen Schatz ihres Innenlebens faßen zu sehen.Gott erhalte Sie noch lange Zeit so rüstig, geistig froh & gefaßt, wie Sie mir als Muster eines echt deutschen Mannes & Meister erscheinen schon lange, ehe ich das Glück hatte, Sie in Ihrer Heimat, in Ihrem Hause persönlich begrüßen zu dürfen.
Es wird mir eine besondere Freude gewähren, Ihnen in einigen Wochen eines der zuerst fertigen Exemplare des M.A. unmittelbar aus Stuttgard, wo sie in einer bekannten Offizin gebunden werden, zugehen lassen zu können.
Empfangen Sie auch heute die Versicherung meiner innigen Verehrung & Dankarkeit, mit der ich die Ehre habe, auch für die Folge um Ihr so beglückendes & anspornendes Wohlwollen bitten & beharren zu dürfen unter herzlichem Gruße & Handschlag

Ihr
hochachtungsvoll ganz ergebener
Schad

Kitzingen a/m 7/X.57.

Autor(en): Schad, Christian
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Lieder, Sopr Kl, WoO 126
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1857100747

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Schad, 05.10.1857. Der nächste Brief dieser Korrespondenz ist Schad an Spohr, 24.09.1858.

[1] Spohr vertonte für die Beilage zu Deutscher Musenalmanach 8 (1858) das Lied „Die verschwiegene Nachtigall“ von Walther von der Vogelweide.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (18.12.2019).