Johannes Franz Dupont an Louis Spohr in Kassel

Hochverehrter Herr General-Musikdirector

Bei der Anwesenheit des Herrn Hofmarschall Herr Baron von Heeringen in Hamburg, hatte ich die Ehre mit seiner Excellenz persönlich bekannt zu werden, und stützen auf das Wohlwollen welches mir von Herrn Intendanten bezeigt wurde, wagte ich es um die Erlaubniß zu bitten, ihm meine Oper zur Ansicht zusenden zu dürfen, welches ich dieser Tage that; um so mehr dazu ermuthigt da dieselbe neulich in Brünn für mich schmeichelhafte Anerkennung bei dem dortigen Publikum fand.¹
Ich erlaube mich bei dieser Gelegenheit Ihnen um einflusreiche Protection und Bevorwortung ergebenst zu bitten; das mir schon wiederholten Male gezeigtes Wohlwollen läßt mich hoffen keine Fehlbitte zu thun, um so mehr, da Sie stets als berühmter Meister, auch anregend und ermunternd dem Kunstjünger entgegen kommen, und welches Sie mir besonders wohlwollend bezeigten durch die Aufführung meiner Ouvertüre² und Symphonie³ in den Hoftheater Concerten so wie durch die für mich so schmeichelhafte Annahme der Dedication meines Clavier Trio‘s.
Nehmen Sie, hochverehrter Meister im voraus die Versicherung der besondern Dankbarkeit und ausgezeichneter Hochachtung von

Ihr ganz ergebenster
Fr Dupont.

Hamburg am 1 Oct. 1857