Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. Mus.ep. Spohr-Correspondenz 1,11
Beleg 1: Sammlung Fritz Donebauer, Prag. Briefe, Musik-Manuscripte, Portraits zur Geschichte der Musik und des Theaters. Versteigerung vom 6. bis 8. April 1908 (= Katalog Stargardt), Berlin 1908, S. 97
Beleg 2: Georg Kinsky, Versteigerung von Musiker-Autographen aus dem Nachlaß des Herrn Kommerzienrates Wilhelm Heyer in Köln im Geschäftslokal der Firma Karl Ernst Henrici. Montag, den 6 und Dienstag, den 7. Dezember, Bd. 1, Berlin 1926, S. 100

Sr. Hochwohlgeboren
Dem Kurfürstlich Hessischen
Hofkapellmeisters Dr. Louis Spohr
Cassel
Germany
Via Aix la Chapelle
Belgium


2 Manchester Square
16 April 1857

Hochverehrter Herr Kapellmeister

Ich kann Ihnen nie genug für Ihre so interessanten und für mich belehrenden Brief danken.
Ich werde versuchen, Ihren Wünschen, die Symphonie betreffend so viel als möglich nachzukommen, und da die frühere Aufführung Ihres herrlichen Werk‘s vor sechs Jahren eine in jeder Hinsicht übereilte war1, so hoffe ich, daß es mir gelingen wird, durch sorgfältige Proben, und ein wahrliches Streben(?) das Orchester so recht in den Geist der Komposition eindringen zu lassen u auch bei2 dem Publikum eine bleibende bedeutende Wirkung hervor zu bringen. Die Intonation der Streichinstrumente im ersten und letzten Satz wird mir zwar zu schaffen machen, aber wir haben schöne Kräfte.3
Ich erlaube mir, Ihnen beiliegend eine bien à vue von sechs Pfund Sterl. auf Geb. Goldschmidt von dorten zu überschicken, den richtigen Empfang sie vielleicht die Güte haben werden mir bei einer künftigen(?) Gelegenheit wissen zu lassen. – Es bleibt mir noch in angenehmer Pflicht Ihnen im Namen des Comité des Norwich Festival‘s den verbindlichen Dank aller Mitglieder desselben für Ihre gütige Gewährung der an Sie gestellten Bitte auszudrücken, und Sie zugleich zu ersuchen, wie die Fortdauer Ihrer für mich unschätzbaren Freundschaft aus Gewogenheit gewähren zu wollen.

Mit der achtungsvollsten Ergebenheit
Ihr Julius Benedict

Autor(en): Benedict, Julius
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Die Jahreszeiten, op. 143
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Norfolk and Norwich Triennial Festival
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1857041644

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr an Benedict. Der nächste erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Benedict, zwischen 25.11. und 04.12.1857.

[1] Vgl. „Having frankly animaverted upon the mistakes that characterised the management of the Grand National Concerts, let us not be blind to such good as they have really affected. Spohr’s last symphony, The Season, a work full of beauties, if not one of its composer’s best, has been heard frequently, and by the experience of repeated performances, the band and its conductor were gradually becoming masters of all its details“ („Grand National Concerts“, in: Musical World 29 (1851), S. 1-4, hier S. 3). Problematisch war wohl auch nicht nur die Interpretation, sondern auch – wie im ersten Nebensatz des Zitats anklingt – das Geschäftsgebahren des Managements (vgl. Spohr an Edward Taylor, 10.03.1851; Taylor an Spohr, nach dem 12.05.1851).

[2] „bei“ über der Zeile eingefügt.

[3] Vgl. die beiläufige Erwähnung der Aufführung in: „Norwich Musical Festival“, in: Musical World 35 (1857), S. 624f., hier S. 625.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (26.05.2020).