Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Basel den 22t Jan. 1857

Hochverehrtester Lehrer!

Schon früher hätte ich Ihnen den richtigen Empfang der Partitur Ihres Oratoriums „die letzten Dinge“ angezeigt, und Ihnen unsern besten Dank abgestattet, da ich aber die Aufführung Ihrer Sinfonie „die Weihe der Töne“ abwarten wollte, so geschieht es erst jetzt. Wie ich Ihnen im letzten Briefe1 die Ehre hatte zu bemerken, so gehört dieses Musikstück zu unsern regelmäßigen Repertoir Nummern, und auch dieses mal trotz Krieg und Kriegsgeschrei2 verfehlte sie ihre Wirkung nicht, im Gegentheil, der Augenblick der Lage ließ gewiße Sätze in ihrer ganzen Bedeutung hervortreten. -
Für unsre schöne Kunst ist uns der Frieden sehr erwünscht, Gott gebe, daß er mit nicht zu schweren Opfern erkauft werde.
Ende März werde ich nebst unsern herzlichsten Dank, Ihnen die Partitur zurücksenden, und verbleibe indeß mit vollkommenster Hochachtung

Ihr
ergebenster Sch.
Ernst Reiter

Autor(en): Reiter, Ernst
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Die letzten Dinge
Spohr, Louis : Die Weihe der Töne
Erwähnte Orte: Basel
Erwähnte Institutionen: Gesangverein <Basel>
Konzertgesellschaft <Basel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1857012240

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Reiter, 23.11.1856. Der nächste Brief dieser Korrespondenz ist Reiter an Spohr, 20.04.1857.

[1] Dieser Brief ist derzeit verschollen.

[2] Das Fürstentum Neuenburg war seit dem Wiener Kongress 1814/15 gleichzeitig ein Kanton der Schweiz und ein in Personalunion mit Preußen verbundenes Fürstentum. Nach einem Putsch von Royalisten gegen die damals in Neuenburg herrschende Radikale Partei drohte ein Krieg zwischen Preußen und der Schweiz (vgl. Rita Stöckli, „Neuenburgerhandel“, in: Historisches Lexikon der Schweiz, 2010).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (15.12.2017).