Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 1.5 <Benedict 18561204>
Faksimile: Musikbücher Musikdrucke Musikerautographen (= Katalog Schneider 320), Tutzing 1990, S. 97 (teilweise)
Druck 1: 400 Musikerautographen (= Katalog Schneider 199), Tutzing 1976, S. 79 (teilweise)
Druck 2: siehe Faksimile, S. 96
Druck 3: Musikerautographen (= Katalog Schneider 444), Tutzing 2009, S. 60 (teilweise)
Inhaltsangabe 1: „Norwich Musical Festival“, in: Musical World 35 (1857), S. 69f., hier S. 70 (engl.)
Inhaltsangabe 2: Collection musicale Marc Pincherle: dont la vente aux enchères publiques aura lieu Hotel Drouot […], Paris 1975, Nr. 261
Beleg: Catalogue of Autograph Letters, Historical Documents, etc. The Property of the late Frederick Barker […] (= Katalog Sotheby, Wilkinson & Hodge), London 1905, S. 102

Mr. Julius Benedict
Manchester Square
London.
 
franco.
 
 
Cassel den 4ten December
1856.
 
Hochgeehrter Herr und Freund,
 
Ihr lieber Brief und der Antrag des Norwicher Commitées haben mich sehr überrascht und erfreuet, ersteres, weil die Herren in Norwich doch sehr gut mein 73jähriges Alter wissen können; so wie auch, daß man in meinem Alter keine so große Arbeit mehr, wie die Komposition eines Oratoriums, unternimmt, noch weniger aber noch öffentlich Solo spielt. Gefreuet aber auch, daß die Norwicher sich meiner noch freundlichst erinnern, und von Ihrer Seite, daß Sie sich so äußerst gütig erbieten, alles im Voraus einüben und vorbereiten zu wollen. Wenn sich nun auch das beseitigen ließe, daß ich nichts Neues zu schreiben brauchte, da ich noch 2 Kompositionen besitze, die in den Morgenconcerten gegeben werden könnten, nämlich ein Vater-Unser und eine Hymne an Gott die beyde schon englischen Text haben, und man leicht einen bessern und geübtern Sologeiger für das Fest würde finden können, so würde doch die ganze Sache daran scheitern, daß ich im September keinen Urlaub werde bekommen können! Die Herren brauchen sich nur zu erinnern, wie ich damals als ich den Fall Babylons für das Norwicher Musikfest geschrieben hatte, troz der Verwendung des Herzogs von Cambridge ja selbst der Königin, den Urlaub nicht erhalten konnte1 und mein Oratorium von einem Andern mußte dirigiren lassen.
Das Beste wird daher seyn, daß ich gleich darauf verzichte, sogern ich sonst auch noch einmal ein Musikfest in England dirigirt hätte! Meine Bitte ergeht daher an Sie dahin, daß Sie die Güte haben wollen, dem Festcomitée in Norwich die vorstehenden Gründe auseinander zu setzen, warum ich ihren freundlichen Antrag ablehnen muß, was mir, da ich leider immer noch kein Wort englisch verstehe, ohnehin nicht gelingen würde, daß ich deshalb aber nicht weniger dankbar bin für den freundlichen Antrag.
Auch Ihnen sage ich nochmals meinen besten Dank für Ihr freundliches Erbieten und bitte, daß Sie auch ferner meiner gütigst gedenken wollen.
Mit wahrer Freundschaft ganz
 
der Ihrige
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Benedict, Julius
Erwähnte Personen: Adolph Frederic Cambridge, Herzog
Victoria, Großbritannien, Königin
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Der Fall Babylons
Spohr, Louis : Gott du bist groß, op. 98
Spohr, Louis : Vater Unser, WoO 67
Erwähnte Orte: Norwich
Erwähnte Institutionen: Norfolk and Norwich Triennial Festival
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1856120414

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Benedict an Spohr, 29.11.1856. Benedict beantwortete diesen Brief am 15.12.1856.
 
[1] „konnte“ über der Zeile eingefügt.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (23.08.2017).