Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Ew. Hochwohlgeboren!
Wie mir die Frau Staatsräthin von Wintzingerode, welche diesen Sommer bei ihrem Aufenthalt in Cassel so freundlich war, mit Ihnen von mir zu sprechen, vor schon längerer Zeit mittheilte, haben Sie sich damals nicht abgeneigt gezeigt, mir zu erlauben, im Lauf dieses Winters in einem Abonnements-Concerte in Cassel mit thätig zu sein. Da es mir nun ganz besonders angenehm sein würde, in einem der Abonnements-Concerte dort öffentlich auftreten zu können, so möchte ich so möchte ich mir wohl die ganz ergebene Anfrage und zugleich die Bitte an Ew Hochwohlgeboren erlauben, ob Sie mir wohl noch gestatten würden, diesen Winter in einem der besagten Concerte mitwirken zu dürfen. Sollte ich, wie ich es wohl sehnlichst wünschte, mir auf eine geneigte Antwort von Ihnen machen dürfen,1 so möchte ich Sie wohl ganz ergebenst darum bitten, mir mitzutheilen, wie viel Pieçen und was für welche ungefähr Sie für die genannten Concerte wohl am passendsten halten; und möchte nur noch hinzufügen, daß Sie in diesem Falle von Monat December d. J. an, jeder Zeit über mich verfügen können. Auf Honorar, wie auch nur auf Entschädigung etc. mache ich, wie sich natürlich hier von selbst versteht, gar keinen Anspruch, nur wünschte ich, daß mir ein guter Flügel, wovon es in Kassel jedenfalls nicht fehlen wird zur Disposition gestellt werden könnte.
Würde es mir schon angenehm sein,2 auf diese Weise öffentlich in Cassel auftreten zu können, so kann ich jetzt nicht leugnen, daß es für mich von noch viel größerem Werth ist, bei dieser Gelegenheit einem Künstler meine persönliche Aufwartung zu machen, von dem ich so große Achtung hege, wie vor Ihnen, dessen Name in der ganzen Welt einen so guten Klang hat, dessen herrliche Tonschöpfungen so viele Menschen in den höchsten fürstl. Salons bis in die kleinsten musikalischen Circel herab, so oft ergötzten! Selbst vor einigen Tagen noch spielte ich mit einigen Freunden hier eines Ihrer reizenden Trios mit wahrem Enthusiasmus, und sind wir Ihnen noch zu großem Danke verpflichtet, für den Genuß, den wir dabei gehabt haben.
In der Hoffnung, keine Fehlbitte gethan zu haben, zeichnet in der frohen Erwartung, sobald als es Ihnen möglich ist, eine geneigte Antwort zu erhalten,
Mit besonderer Hochachtung
Ihr
ergebenster
Franz Schulze
Pianist.
Weimar, den 26ten
Octbr. 1856.
Autor(en): | Schulze, Franz |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Wintzingerode, Marianne von |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | Kassel |
Erwähnte Institutionen: | Hofkapelle <Kassel> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1856102643 |
Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schulze an Spohr, 18.12.1856, aus dem sich noch ein derzeit verschollener Brief von Spohr an Schulze erschließen lässt.
[1] Sic!
[2] Hier gestrichen: „mich“.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (06.12.2024).