Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Herrn General-Musikdirector
Dr. Louis Spohr
Cassel.


Hamburg d 22n Septbr 56.

Sehr verehrter Herr Kapellmeister,

Ich freue mich der Gelegenheit die sich mir darbietet, mal wieder einige Zeilen an Sie richten zu dürfen. Madam Murphy mit ihrer Tochter, die unter Garcia’s Leitung zur Sängerin ausgebildet worden ist, wünscht auf der Durchreise sich in Cassel einige Tage aufzuhalten, und hat von Wiesbaden aus an mich geschrieben, da sie weiß wie freundlich Sie uns gewogen sind, um mich zu bitten, sie bei Ihnen einzuführen. Das junge Mädchen ist aus Portugal gebürtig, hat im vergangenen Jahr in London sich hören lassen, später in Berlin, und im Laufe des Sommers an mehreren Orten Deutschlands. Ihre Absicht ist nach Berlin zurück zu kehren und später nach London zu gehn.
Von ihrer diesjährigen Reise durch die Schweiz sind Sie hoffentlich recht wohl, und befriedigt durch all die schönen Eindrücke, die Ihnen durch die sinnliche Natur dort, begünstigt von schönem Wetter geworden sind, Heim gekehrt.
Wir haben in diesem Sommer außerhalb des Dammthors in der Nähe der Alster gewohnt, doch hatten wir wenig Freude an dem ländlichen Aufenthalt, da das Wetter so unfreundlich war, daß mir, jeder einzelne schöne Tag zusammen gerechnet, vielleicht 14 bis 16 gute sonnige Tage gehabt haben. Das ist dann freilich sehr wenig, u hat den Herbst nicht einmal versucht uns zu entschädigen. Längst hätten wir in der Stadt die wärmeren Räume aufgesucht, wenn wir nicht zum 1n Novbr die Wohnung wechselten. Ich habe mir mit Schmidt1 eine gemeinschaftliche Wohnung gerichtet, und findet durchaus Hochzeit am 23n Novbr statt. Wir sind mit den Vorbereitungen und der Ausstattung sehr fleißig beschäftigt, und freuen uns alle sehr auf die neue Einrichtung.
Möchten wir die Freude haben können, Sie und Ihre Frau Gemahlin alsdann recht bald bei uns sehen zu können, wir können es noch immer nicht verschmerzen Sie2 verflossenen Sommer hier verfehlt zu haben.3 Sehn Sie Herr und Frau von Malsburg so empfehlen Sie mich angelegentlichst hoffentlich erfreuen sich beide einer guten Gesundheit.
Meine Kinder grüßen Sie und Ihre liebe Frau mit mir aufs freundlichste, und indem ich nun die Erhaltung Ihrer wohlwollenden Gesinnungen gegen mich u die Meinen bitte, zeichne ich hochachtungsvoll

Ihre
ergebene
B. Hildebrand.

Autor(en): Hildebrand-Romberg, Bernhardine
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Malsburg, Caroline von der
Malsburg, Wilhelm von der
Murphy (Sängerin)
Schmidt, Fritz
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Berlin
Hamburg
London
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1856092243

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Hildebrand-Romberg an Spohr, 27.06.1855.

[1] Hildebrand-Rombergs späterer Schwiegersohn Fritz Schmidt.

[2] Hier gestrichen: „im“.

[3] Vgl. Vorbrief.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (16.02.2024).