Autograf: Lippische Landesbibliothek Detmold (D-DT), Sign. Mus-h 17 S 12
Druck: Otto von Meysenbug, „Beiträge zur Geschichte musikalischen und theatralischen Lebens in Detmold”, in: Mitteilungen aus der lippischen Geschichte und Landeskunde 3 (1905), S. 177-204, hier S. 192f.

Cassel den 14ten Mai
1856.
 
Hochgeehrter Herr Kapellmeister,
 
Beykommend erhalten Sie 3 neue Lieder, mit obligater Violine, die ich für Ihren Durchl. Fürsten geschrieben habe. Da sie ein zu kleines Heft zur Dedication bilden würden, so frage ich an, ob ich noch einige derselben Gattung hinzufügen soll, was in Bezug auf die Einheit des Werks1, sowie für die Herausgabe das Passendste seyn würde oder ob Ihr Fürst es vorziehen würde noch einige Lieder,2 ohne Violine mit einfacher Pianofortebegleitung zu erhalten? Es ist nicht leicht passende Texte für die vorliegende Liedergattung zu finden, wobey3 der Inhalt die Hinzufügung eines obligaten Instruments motivirt und erklärt. Doch habe ich noch einige aufgefunden, die sich für ähnliche Behandlung eignen würden. Die vorliegenden sind für die Violine nicht ganz leicht, müssen daher vorher vom Spieler sorgfältig einstudirt werden, damit er4 sich der Singstimme genau und in der gehörigen Stärke anschließen kann. [Es wird daher erforderlich sein, daß Sie im Voraus die Violinestimme ausziehn lassen.]5 Ein hiesiger Gesanglehrer, Herr Osthof, hat sie in einer Musikparthie bey mir, mit meiner und meiner Frau Begleitung sehr vorzüglich gesungen, wo sie dann unser kl. Auditorium sehr erfreuten.6
Ich sehe nun gelegentlich einer Antwort von Ihnen auf obige Anfrage entgegen und zeichne mit vorzüglicher Hochachtung
 
der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Kiel, August
Erwähnte Personen: Leopold III. Lippe-Detmold, Fürst
Osthof, Heinrich
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Lieder, Bar Vl Kl, op. 156
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1856051408

https://bit.ly/

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Kiel an Spohr, 22.04.1856. Kiel beantwortete diesen Brief am 19.05.1856.
 
[1] „des Werks” über der Zeile eingefügt.
 
[2] Hier gestrichen: „mit”.
 
[3] „bey” über der Zeile eingefügt.
 
[4] „er” geschrieben über gestrichenem „sie”.
 
[5] Auf folgender Seite eingefügt.
 
[6] Vgl. Louis Spohr, Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 2, Kassel und Göttingen 1861, S. 374.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (04.07.2016).

Hochgeehrter Herr Kapellmeister!
Beikommend erhalten Sie 3 neue Lieder, mit oblig. Violine, die ich für Ihren Durchl. Fürsten geschrieben habe. Da sie ein zu kleines Heft zur Dedikation bilden würden, so frage ich an, ob ich noch einige derselben Gattung hinzufügen soll, was in Bezug auf die Einheit des Werks, sowie für die Herausgabe das Passendste sein würde oder ob Ihr Fürst es vorziehen würde noch einige Lieder ohne Violine mit einfacher Pianofortebegleitung zu erhalten? Es ist nicht leicht passende Texte für die vorliegende Liedergattung zu finden, wobei der Inhalt die Hinzufügung eines obligaten Instruments motivirt und erklärt. Doch habe ich noch einige aufgefunden, die sich für ähnliche Behandlung eignen würden. Die vorliegenden sind für die Violine nicht ganz leicht, müssen daher vorher vom Spieler sorgfältig einstudirt werden, damit er sich der Singstimme genau und in der gehörigen Stärke anschließen kann. Es wird daher erforderlich sein, daß Sie im Voraus die Violinestimme ausziehn lassen. Ein hiesiger Gesanglehrer, Herr Osthof, hat sie in einer Musikparthie bei mir mit meiner und meiner Frau Begleitung sehr vorzüglich gesungen, wo sie dann unser kleines Auditorium sehr erfreuten. Ich sehe nun gelegentlich einer Antwort von Ihnen auf obige Anfrage entgegen und zeichne mit vorzüglicher Hochachtung der Ihrige
L. Spohr.