Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Freiburg i/B 10 März 56.
Koßg. 268. –

Hochgeehrter Herr!

Ihr leztes Schreiben ist mir zugekommen und spreche ich Ihnen meinen herzlichen Dank dafür aus; da jedoch das Resultat (quoad Verleger) kein günstiges war, so bitte ich Sie inständig, dieses neue Gesuch entschuldigen zu wollen. –
Es ist mir s.Z. in Kassel von Ihnen die Erlaubniß zu Theil geworden, eine Komposition unter Ihrem Namen veröffentlichen zu dürfen. Hat sich nun diese Erlaubniß zunächst auf mein „Potpourri“ beschränkt, (wofür sich aber ein Verleger „vorläufig“ nicht finden dürfte) so bitte ich jetzt, mir gestatten zu wollen, daß es seine Anwendung auf anliegende sechs Lieder finden darf. Wollen Sie nun so freundlich sein und dieses Werk durchsehen und zur Veröffentlichung unter Ihrem Namen die Bestätigung geben!
Die Verlagshandlung von Herder hier (deren Firma ganz Deutschland kennt) ist geneigt die Lieder an Simmrock oder André zu senden und bestens zu empfehlen, für den Fall, daß Sie es nicht vorziehen werden, „selbst das Werk einem Verleger zu übersenden“.
Ihre Bemerkung, daß ich in der Schriftstellerei noch Einiges leisten könne, hat mich, wenn auch nicht überrascht, so doch gefreut, da Ihr Urtheil auch das der hervorragenden Professoren hiesiger Universität ist. Vielseitige Rezensionen – ich erlaube mir eine solche über Tannhäuser1 beizulegen – haben öffentliches Interesse erregt und ich werde eine größere Novelle2 sowie eine Aesthetik (Geschichte der musikalischen Ideen)3 demnächst in Arbeit nehmen. Inzwischen würden anliegende Lieder die Runde einigenorts machen und mir vorarbeiten können.
Unter Wiederhohlung der Bitte, mir dies dritte Gesuch in gleicher Sache, wenn möglich, gewähren zu wollen, grüße ich Sie mit gleicher Hochachtung und Ergebenheit, wie immer

Ihr dankbarer
Fz.J.A. Keppner.

NB.4 Den indirekten Verweis5 in Hezinger'scher(?) Sache habe ich (als wohlverdient) entgegengenommen; wünsche aber, daß diese „neue“ Angelegenheit an unserer „bewährten“ freundschaftlichen und herzlichen Beziehung nichts geändert haben möchte. –
(Ein Urtheil über das Benedictus zur gefälligen Durchsicht anbei.)

Autor(en): Keppner, Franz Joseph (Sohn)
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Keppner, Franz Joseph : Messen
Keppner, Franz Joseph : Potpourri „Natur und Liebe“
Keppner, Franz Joseph : Sechs Lieder
Wagner, Richard : Tannhäuser
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: André <Offenbach>
Herder <Freiburg im Breisgau>
Simrock <Bonn>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1856031046

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr an Keppner. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Keppner an Spohr, 05.10.1858.

[1] Noch nicht ermittelt.

[2] Noch nicht ermittelt.

[3] F[ranz] J[oseph] A. Keppner, Kurze Geschichte der musikalischen Ideen, Freiburg im Breisgau 1856.

[4] Gestrichen.

[5] Zwischen „Ver“ und „weis“ gestrichen: „such“.

Kommentar und Verschlagwortung, sofern in den Anmerkungen nicht anders vermerkt: Wolfram Boder (29.10.2019).