Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 1.6 <Szadrowsky 18560224>
Beleg: Autographes, livres anciens et modernes, très riches reliures: objets d'art divers et meubles appartenant à M. le Comte de Hanot d'Hartoy (en littérature Maurice d'Hartoy) (= Katalog Kundig 76), Zürich 1945, S. 19

Sr. Wohlgeb.
Herrn Musikdirector
Heinrich Sczadronsky1
St. Gallen.
Schweiz.


Cassel den 24sten Februar
1856.

Hochgeehrter Herr,

Da mir Ihr geehrtes Schreiben erst heut zu Hände gekommen ist, mithin ungewöhnlich lange unterwegs war2, so beeile ich mich, es sogleich zu beantworten.
Meine 4te Sinfonie „Die Weihe der Töne” ist allerdings wohl die schwierigste unter allen Neunen, und bedarf eines sehr genauen Einübens, so wie auch eines intelligenten Eingehens der Zuhörer in den, durch das Gedicht erklärten, Inhalt des Werks, wenn es ganz die beabsichtigte Wirkung hervorbringen soll. Wenn Sie daher in der Zeit zum Einüben beschränkt sind, so wird es in der That gerathener seyn, eine andere Sinfonie zu erwählen, und da mögte ich vor allem die 3te in c moll (bey Schlesinger in Berlin) empfehlen, die nicht nur leicht ausführbar, sondern auch von sicherer Wirkung ist. Freilich bedarf auch diese Sinfonie, wie jede der andern, erst einer genauen Vorprobe, in welcher die Vortrags-Nuancen eingeübt werden; auch würde es das Einüben sehr erleichtern, wenn Sie vorher die Stimmen vertheilten, damit die Mitwirkenden sich mit den technischen Schwierigkeiten im Voraus bekannt machen. Dann wird das Gelingen aber auch um so sicherer seyn!
Indem ich Ihnen den besten Erfolg wünsche, unterzeichne ich mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr
ergebener
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Szadrowsky, Heinrich
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Sinfonien, op. 78
Spohr, Louis : Die Weihe der Töne
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1856022415

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Szadrowsky an Spohr, 20.02.1856. Szadrowsky beantwortete diesen Brief am 04.12.1856.

[1] Sic!

[2] Angesichts eines Postwegs von nur vier Tagen zwischen St. Gallen und Kassel unverständlich.

Kommentar und Verschlagwortung, sofern in den Anmerkungen nicht anders vermerkt: Karl Traugott Goldbach (24.10.2019).