Louis Spohr an Carl Haushalter in Wernigerode

Sr. Wohlgeb
Herrn Rechtsanwalt
Haushalter
[in]
Wernigerode

Nebst einem
Päckchen Mu-
sikalien, mit
gleicher Adresse.


Cassel den 23^sten Febr.
1856.

Hochgeehrter Herr,

Nach sorgfältiger Prüfung übersende ich Ihnen nun auch die 18 Beyträge [für das Mozart-Album]¹, die unter den Directoren circulirt haben. Leid[er] habe ich darunter nicht viel gutes gefunden, und bin daher der Ansicht des Herrn Lampert, daß die Herausgabe solcher Kompositionen unserm Verein weder Ehre noch Gewinn bringen könne! Auffallend war es mir, daß die beyden ersten Nummern(, die einzigen Beyträge von namhaften Komponisten,) fast di[e] schlechtesten sind, so wohl in der Erfin[dung] wie Textbehandlung; das Kaliwoda‘sche Lied besonders wegen der geschmacklosen und ganz unnöthigen Textwiederholungen und müssigen Zwischenspiele. Sollten die Beyträge der bisherigen Directoren, und das, was von den neuernannten allenfals noch eingesandt werden wird, nicht bedeutend besser seyn wie das Vorliegende, so möchte ich von der Herausgabe eines Mozart-Albums lieber ganz abrathen. Es wird nun vor allem noch abzuwarten seyn, was ferner eingesandt wird.
Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr
ergebener
Louis Spohr.

NS. Zur Erklärung und Entschuldigung daß ich Ihnen das heutige Paquet unfrankirt übersende, muß ich noch beyfügen, daß Herr Lampert seine Zusendungen zwar immer H.D.S. bezeichnet, daß dieß aber auf das Porto, was ich hier zu zahlen habe, keinen Einfluß ausübt.