Louis Spohr an Carl Haushalter in Wernigerode

Sr. Wohlgeb.
Herrn Rechtsanwalt Haushalter
in
Wernigerode.


Cassel den 18^ten
Februar 1856.

Hochgeehrter Herr,

indem ich Ihnen zu der Vermehrung Ihrer Familie meinen herzlichen Glückwunsch abstatte, erkläre ich zugleich meine Bereitwilligkeit, bey dem neuangekommenen Erdenbürger¹ Pathenstelle übernehmen zu wollen. Nun ist es mir, wie Sie auch schon voraussetzen, unmöglich in dieser Jahreszeit, wo mir der Urlaub verweigert werden würde, selbst zu erscheinen, und ich muß Sie daher bitten, meine Stelle vertreten zu wollen. Da ich im nächsten Sommer mit meiner Frau eine Harzreise zu machen beabsichtige, so wird mir alsdann die Freude zu Theil werden, Ihre, Ihrer Frau Gemahlin, und der Frau Mitgevatterin persönliche Bekanntschaft zu machen. In Bezug auf Ihren 2^ten Brief bin ich ganz erbötig an Herrn Organist Schultze in Nordhausen zu schreiben, wenn Sie sich irgend einen Erfolg für die Aufführung seiner Oper zum Besten unsres Vereins davon versprechen! Nur wünsche ich noch den Zeitpunkt zu erfahren, wo es am passensten gescehen kann. - Die eingesandten Fragmente aus seiner Oper geben Zeugniß für seine künstlerische Begabung, doch eignen sie sich, meiner Meinung nach durchaus nicht für das Mozart-Albu[m] und er wäre daher aufzufordern, ein Lied oder sonst einen passenden Beytrag für dasselbe zu schreiben.
Die Einlage an Herrn v. Heeringen habe ich abgegeben.
Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr
ergebener
Louis Spohr.