Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 1.8 <Mylius 18550929>
Inhaltsangabe: Autographen aus der Sammlung Karl Geigy-Hagenbach, Basel, und anderem Besitz. Auktion am 30. und 31. Mai 1961 in Marburg (= Katalog Haus der Bücher / Stargardt), Basel und Marburg 1961, S. 158 (teilweise)
Beleg: Autographen-Sammlung von K. Geigy-Hagenbach, Basel, Basel 1929, S. 236

Cassel den 29sten Sept.
1855.

Geehrter Freund,

Für die freundliche Zusendung des Ihnen gewidmeten Trioʼs sage ich Ihnen meinen besten Dank! Der junge Komponist desselben war mir in der That noch ganz unbekannt; deshalb hat es mich sehr interessirt, etwas von seiner Arbeit kennen zu lernen. Das Trio enthält manches Gute, doch ist der Periodenbau noch unzusammenhängend und die Modulationen sind oft hart und unmotivirt, für meinen Geschmack etwas zu sehr im Styl der Zukunftsmusik. Der beste Satz ist die Menuett, die viel originelles und gut erfundenes enthält.
Was Sie mir über Ihre Rheinreise mittheilen, hat mich sehr interessirt, da ich den alten Arndt sehr liebe und verehre, und den armen leidenden Beriot sehr beklage!
Bey der dießjährigen Ferienreise sind wir gar nicht südlich in die Gegend von Frankfurt gekommen. Bey der nächstjährigen hoffe ich aber endlich mein Versprechen eines längeren Aufenthalts in Ihrer Stadt erfüllen zu können. Außer der Ferienzeit Cassel verlassen zu können, ist mir immer noch nicht vergönnt und so muß ich denn wohl in Ruhe das nächste Jahr zu dem projectirten Besuch in Frankfurt abwarten.
Leben Sie wohl! Hochachtungsvoll ganz

der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Mylius, Carl
Erwähnte Personen: Arndt, Ernst Moritz
Bériot, Charles Auguste de
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1855092917

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief.
Die hier vorgeschlagene Identifizierung des Autors als Carl Mylius stützt sich darauf, dass er sich irgendwann im Zeitraum 20.-22.08.1855 in Bad Ems aufhielt (Emser Fremdenliste (1855), S. 456), wo Charles-Auguste de Bériot zu dieser Zeit in der Kur war (ebd., S. 455), und dass er darüber hinaus zu den Korrespondenten Spohrs gehörte.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (01.02.2024).