Louis Spohr an Carl Haushalter in Wernigerode

Sr. Wohlgeb
Herrn Rechtsanwalt Haushalter
in
Wernigerode
am Harz.


Cassel den 27^sten
August 1855.

Hochgeehrter Herr,

Um dem sich bildenden Mozartverein nicht hindernd in den Weg zu treten, will ich zwar den Eintritt in das Directorium nicht ablehnen, doch werde ich ihm keine große Thätigkeit widmen können, da meine Zeit durch die vielen Berufsgeschäfte gar zu sehr beschränkt ist. Ich befürchte nur, daß Sie bei Liszt nicht gleiche Willfährigkeit gefunden haben werden, da er bekanntlich ganz andere Götter verehrt als den, der unserm Verein den Namen geben soll! - Auch ich halte nun für das wesentlichste, daß der bevorstehende 27^ste Januar¹ benutzt werde, um dem Verein einen Fond zu bilden², und werde hier in Cassel ebenfals einen Versuch machen, um eine Theatervorstellung zum Besten desselben zu Stande zu bringen. Es wird aber schwer halten, da dazu vor Allem die Genehmigung des Kurfürsten erforderlich ist. Gut wäre es daher, wenn die Aufforderung an die Fürsten recht bald erginge.
Sie verlangen wiederholt eine Komposition für das Mozart-Album; ich weiß aber noch gar nicht, was das für eine Kompositionsgattung seyn soll! Auch schüttet man in meinem Alter nicht gleich eine solche aus dem Ärmel. Lassen Sie mich gefälligst wissen, was die Andern eingesandt haben, und ich werde versuchen etwas zu Stande zu bringen.
Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr
ergebener
Louis Spohr.