Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287[Roda:2

Verehrter Meister!

Empfangen Sie herzinnigen Dank für Ihr geehrtes Schreiben vom 17t, welches mir große Freude bereitete; und eine nicht geringe, durch die Anzeige Ihres baldigen Besuches in Hamburg. Ich sende diese Zeilen zugleich mit in der Absicht und den Wunsch an Sie ab, daß Sie über meine Person u. Zeit während Ihres hiesigen Aufenthaltes, nach Ihrem Gutdünken zu Ihren Zwecken verfügen möchten: Einige Zeilen mit Angabe der Zeit Ihres Eintreffens würde mich zu Ihrem Empfang am Bahnhof, bereit machen.
Daß ich nicht wenig unruhig bei den Gedanken bin, bald vor meinen Meister und Herren zu stehen, darf ich Ihnen kaum verhelen, zumal ich an diese Annäherung und Ihr Wohlwollen, manche mir wichtige Folge und Bedeutung knüpfen möchte. Der Werth des Lebens, seine Bedeutung und Zweck, wird nie deutlicher(???) erkannt als bei Bekanntschaft großer Männer der Kunst u. des Wissens. Daß ich bei dieser Annäherung meine Interessen für Leben und Kunst, dem Mann der Erfahrung, des gereiften Wissens und des bewährten Ruhmes gerne Anvertrauen möchte, werden Sie gewiß verstatten, aber ob mir solches in der Zeit u. mit der Rede(???) gelingen wird, weiß ich nicht.
Schließlich versicherne ich Sie noch, daß mit Ihrem gestrig Erhaltenen, eine neue Epoche1 geistigen Lebens sich bey mir2 kund gegeben hat; endlich wieder einmal ein schöneres Bewußtseyn nach langer langer Zeit! endlich ein neuer Schwung der Seele, der Hoffnung, nach langer Lähmung!
Das lieber verehrter Meister dankt Ihnen von Herzen

Ihr ergebener
Ferdinand von Roda.

Hamburg d. 19t Juni.
1855.

Autor(en): Roda, Ferdinand von
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Hamburg
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1855061944

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Spohr an Roda, 17.06.1855. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Roda an Spohr, 31.07.1855.

[1] Hier ein Wort gestrichen.

[2] „bey mir“ über der Zeile eingefügt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (28.06.2018).