Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Hochwohlgeborner,
Hochverehrtester Herr,
 
Ihr mir sehr theures Schreiben vom 9ten April erhielt ich als ich eben im Begriffe war, von Hannover abzureisen.
Vor einigen Tagen erhielt ich mehrere Exemplare des Liedchens, das Herr Lindpaintner in Musik gesetzt hat.1 Ich gebe mir die Ehre, für Sie, theurer Mann, einige Exemplare hier beizufügen. Ich finde die Musik des Liedchens, so einfach sie auch ist, wahr u schöne. Und wenn auch Mancher dies u jenes daran zu tadeln findet, mir gefällt sie überaus gut, u tausend Andern gefällt sich auch. Da Sie den Text zur Composition geeignet finden u Sie die Gewogenheit u Güte hatten, mir zu erlauben, Ihnen einen solchen zusenden zu dürfen, so gebe ich mir die Ehre, Ihnen das Gegenstück davon hiermit zu überschicken.
„Ich will versuchen, es zu componiren, u gelingt es, Ihnen in Abschrift mittheilen“ - schrieben Sie mir. Guter Gott! wem sollte es gelingen, wenn‘s Ihnen, großer, edler Mann, nicht gelänge?2 Ich will vollkommen zufrieden damit sein, mag es gelingen oder nicht gelingen. Schlage ich ein Buch von Friedrich Schiller auf, ich finde auf jeder Seite Schiller; Höre ich irgend ein Musikstück von Ihnen, es ist überal3 Spohr!
Sollte ich das schöne Glück haben, den Text von Ihnen componirt zu erhalten, so bitte ich gehorsamst die Abschrift davon für mich an S. Excellenz den commandirenden General, Herrn von Hirschfeld, nach Koblenz zu senden. Sagen Sie gefälligst Ihrer Frau Gemahlin meinen herzlichen Gruß von mir.
Gott segne u behüte Sie, edler, theurer Mann! ewig!
In reinster Hochachtung u innigster Verehrung verharrent,
 
Ihr gehorsamst-ergebenster Diener
Johann Philipp Simon.
 
Harburg den 23ten Mai 1855.

Autor(en): Simon, Johann Philipp
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Hirschfeld, Moritz von
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Hannover
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1855052339

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr an Simon.
 
[1] Ich gehe oft zu ihr. Eine Romanze von Joh. Philip Simon. In Musik gesetzt für eine Singstimme mit Pianofortebegleitung von Peter v. Lindpaitntner, Königl. Hofkapellmeister in Stuttgart, o.O. o.J.
 
[2] Es gibt derzeit keinen Hinweis, dass Spohr Simons Gedicht komponierte.
 
[3] Sic!
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.12.2019).