Autograf: ehemals Privatbesitz Dr. Ernst Hauptmann in Kassel, vermutlich 1943 Kriegsverlust
Druck: Moritz Hauptmann, Briefe von Moritz Hauptmann, Kantor und Musikdirektor an der Thomasschule zu Leipzig an Ludwig Spohr und Andere, hrsg. v. Ferdinand Hiller, Leipzig 1876, S. 45f.

Leipzig, den 21. April 1855.

„Was man in der Jugend wünscht, hat man im Alter die Fülle,“1 heißt ein Goethe'sches Motto — das könnte man allenfalls auch umdrehen und sagen: Was man im Alter wünscht, hat man in der Jugend die Fülle. Dort könnte man an Verleger, hier an Compositionen denken. Daß die alte Cäcilienhymne jetzt noch gedruckt worden, möchte schwer zu erklären und zu entschuldigen sein, wenn dem begehrenden Verleger etwas Neueres und Besseres hätte geboten werden können. Es ist aber alles irgend Druckbare bereits aufgebraucht. So ist vor kurzem die Vocalmesse und eine Kircheneinweihungs-Cantate herausgekommen, ebenso eine Sammlung aus alten Heften zusammengesuchter Lieder, von denen das jüngste 14 Jahr, einige aber auch gegen 40 zählen. Möchte der verehrliche Cäcilienverein es freundlich aufnehmen, daß ich diese verjährte Composition, die ich in seiner eignen früheren Jugend, er war damals zwei Jahr alt, zu seiner Stiftungsfeier zu schreiben hatte, ihm jetzt auch zugeeignet habe: eine Rückerinnerung längst vergangener Tage! Ich rechne dabei auf Ihre gütige Vermittlung.

Autor(en): Hauptmann, Moritz
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Goethe, Johann Wolfgang von
Erwähnte Kompositionen: Hauptmann, Moritz : Am Cäcilientage
Hauptmann, Moritz : Herr! Herr! wende dich zum Gebet, op. 38
Hauptmann, Moritz : Lieder
Hauptmann, Moritz : Messen, op. 18
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Cäcilienverein <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1855042133

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Hauptmann, 13.04.1855. Der nächste belegte Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Hauptmann, 12.11.1855.

[1] Johann Wolfgang von Goethe, Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit, Bd. 2, Tübingen 1812, Titelblatt und S. 425.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (08.03.2017).