Joseph Schmitz an Louis Spohr in Kassel

Hochgeehrtester Herr!

Zur Zeit des Beethovenfestes beehrten Sie mein Haus mit Ihrer Gegenwart als Gast und haben, wie ich mir schmeichle, dasselbe nicht ohne Befriedigung verlassen. Mein damals neu fertig gewordener Saal erhielt durch das Festdiner u. durch Ihre schätzenswerthe Anwesenheit die würdigste Einweihung, die ich nur wünschen konnte¹. Seit mehreren Jahren dient nun im Winter mein Saal den hiesigen musicalischen Kräften als Concertsaal u. ist diesen akustisch eine so glückliche daß die Gebrüder Müller aus Braunschweig, welche in den meisten Concertsälen Deutschlands gespielt haben, mir erklärten noch keinen gefunden zu haben, der dem Meinigen an Akustik überträfe.
Beethovens Bild und die Portraits der ausgezeichnetsten Künstler der Neuzeit zieren die Räume meines Saales. Ich kann nun den Wunsch nicht unterdrücken mein Lokal noch mit dem Portrait von Ihnen, Hochverehrtester Herr und Meister zu schmücken und wage die ganz ergebene Bitte die Güte haben zu wollen, einen dortigen Kunsthändler geneigtest beauftragen zu wollen eines Ihrer werthen Portrait per Post zugehen zu lassen.
Sollte Ihre Güte, Hochgeehrtester Herr so weit reichen, dasselbe mit Ihrer verehrtesten Unterschrift versehen zu wollen, so würde dessen Werth für mich und alle Ihre zahlreichen Verehrer noch vervielfältigt.
Entschuldigen Sie, hochgeehrtester Herr, die Freiheit der Zusendung gegenwärtiger ganz ergebener Zeilen; möge die Verehrung, die ich Ihnen zolle, so wie der Dank, den ich Ihnen mit allen Bonnern für die Verwirklichung des Beethovenfestes schulde, meine beßte Entschuldigung sein. Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung, zeichnet Hochverehrter Herr und Meister

Ihr ganz ergebener
Diener
Joseph Schmitz.

Bonn, d. 5. April 1855.