Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Hamburg, d. 30ten März 1855.
7. Rathhausstrasse.

Hochgeehrter Herr Kapellmeister,

Mit großer Verwunderung werden Sie in Hannover erfahren haben, daß ich meinen Plan, Sie daselbst zu besuchen, dennoch nicht zur Ausführung gebracht habe, und sind Sie mir gewiß innerlich recht böse, daß ich Ihnen nun so ganz unnützer Weise so viele Mühe verursacht habe; doch muß ich ein Wort zu meiner Entschuldigung sagen. Ich hatte nicht geglaubt, daß Sie Ihren Besuch in Hannover auf 3 Tage beschränken würden, und hoffte insgeheim, Ihre Reise würde in eine andere Zeit fallen, da ich mich schon vor mehreren Wochen verpflichtet habe, in dem heute Abend stattfindenden Concerte des Musikdirectors Behrens mitzuwirken, und ich dieses Engagement nicht rückgängig machen konnte, ohne den Herrn Behrens in die größte Verlegenheit zu setzen; ich hoffe also, daß Sie mich aus dem angeführten Grunde nachsichtig beurtheilen werden, verliere ich ja doch auch am Meisten dabei, indem ich des Vergnügens verlustig gehe, Sie, hochgeehrter Herr Kapellmeister wiedergesehen zu haben.
Ich denke, einige Tage nach Ostern Hamburg zu verlassen, um allein nach London zu gehen, und dort wieder1 mein Glück zu versuchen. Freilich muß ich mich darauf gefaßt machen, daß die ungünstigen politischen Verhältnisse ihren verderblichen Einfluß auch auf die musikalische Season ausüben werden, doch wollte ich nicht gerne ein Jahr verstreichen lassen, ohne mich wenigstens meinen Bekannten in London gezeigt zu haben; jedenfalls bin ich aber rechtzeitig wieder hier, wenn Sie Ihren schönen Plan, uns arme Hamburger zum Sommer zu besuchen, wirklich noch ausführen sollten. Wie sehr beneide ich die Hannoveraner jetzt und das unverdiente Glück, daß Sie eine Musikaufführung daselbst leiten.
Mit den freundlichsten Grüßen meiner Mutter und Schwester, sowie meines Freundes Schmidt an Sie und Frau Kapellmeister bin ich
hochachtungsvoll

Ihr dankbar ergebener
Bernard Hildebrand-Romberg.

Recht herzlichen Glückwunsch von mir und die Meinen zu Ihrem bevorstehenden Geburtstage; wie gern feierten wir ihn mit Ihnen.

Autor(en): Hildebrand-Romberg, Bernhard
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Behrens, Johann Jacob
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1855033043

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Hildebrand-Romberg an Spohr, 16.03.1855. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Hildebrand-Romberg an Spohr, 27.09.1855.

[1] Hier gestrichen: „noch“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (22.02.2024).