Autograf: North Western University Evanston (US-Eu), Sign. Hans Moldenhauer Collection 1.1 Spohr, Louis

Cassel den 7ten
Februar 1855.
 
Hochgeehrter Herr Musikdirector,
 
Beykommend übersende ich Ihnen, Ihrem Wunsche gemäß, die Partitur nebst der Orchesterstimmen meines Oratoriums „die letzten Dinge“. - Ihren zweyten Wunsch betreffend, so besitze ich von Ouverturen gar keine Partituren, selbst nicht einmal von denen, die meinen Opern angehören, indem die Originalpartituren meiner Opern der Theaterbibliothek einverleibt sind1, aus der ich außerhalb Cassels nichts verborgen darf. Von Sinfonien sind die Partituren von Nro 52, 63, 74, 85 und 96 in meinem Besitz. Diese stehen Ihnen auf so lange, als zum Copiren erforderlich ist, sehr gern zu Diensten. Bemerken muß ich aber, daß sie sämtlich sehr schwer sind, und von einem Dilettantenorchester kaum bewältigt werden können; es sey denn, daß Sie zu Ihren Concerten noch Hülfe aus Mannheim herbeyziehen. Auch die beyden Ouverturen und das Bass-Rezitativ des beyfolgenden Oratoriums sind so schwer für‘s Orchester, daß Sie ohne fremde Hülfe sie wohl kaum genügedn werden ausführen können.
Schlüßlich bitte ich noch, das Oratorium mir bald nach ihrer Aufführung zurücksenden zu wollen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
 
Ihr
ergebener
Louis Spohr.



Dieser Brief ist die Antwort auf Schletterer an Spohr, 04.02.1855. Der nächste Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Schletterer, 11.06.1855.
 
[1] „einverleibt sind“ über einem gestrichenen Wort („angehören“?) eingefügt.
 
[2] Op. 102.
 
[3] Historische Sinfonie.
 
[4] Irdisches und Göttliches im Menschenleben.
 
[5] Op. 137.
 
[6] Die Jahreszeiten.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (05.07.2017).