Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

den 22 Januar 1855.
50. Rosenstraße.
Hamburg.

Hochgeehrter Herr Kapellmeister

Erlauben Sie mir zuerst die Versicherung, wie sehr, sehr leid es mir gethan, Ihnen nicht augenblicklich an der Freude meines Herzens, noch einmal mit Ihnen zusammen in Ihrer Nähe der Musik leben zu dürfen, geantwortet zu haben.
Nehmen Sie auch noch jetzt meinen alleraufrichtigsten Dank für Ihre stets große Güte freundlich auf.
Wie Sie mir riethen, schrieb ich umgehends an den Herrn Hofmarschall v. Heringen, mußte ich aber nothwendig erst bei einem solchen Schritte Rücksprache nehmen, wenn mein Entschluß auch gleich fest stand, um Ihnen hochgeehrter Herr Kapellmeister eine entschiedene Antwort geben zu können.
Mein Schreiben an den Herrn Hofmarschall lautete dahin, daß ich von einem hier verbreiteten Gerüchte einer erledigten Stelle1 schrieb und bat, bei Ihnen ein Zeugniß über meine Leistungen einzuziehn, auch mich einzurichten suchen würde,so gleich nach Kassel zu reisen, im Fall solches nöthig sein sollte.
Ihre Grüße an Hildebrand‘s richtete ich pünktlich noch in derselben Stunde, in der ich Ihren freundllichen Brief erhielt aus und waren sie außerordentlich erfreut von Ihnen zu hören.
An eine season in England ist gewiß in diesem Jahre nicht zu denken; doch Bernhard schreibt Ihnen selbst, wie er mir sagt und will ich daher Ihre kostbare Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.
Doch ehe ich schließe möchte ich Ihnen noch einen Wunsch ans Her legen, den Sie nicht für unbescheiden mir auslegen wollen, der aber nur durch Ihre freundliche Vermittlung mir gewährt werden kann, nämlich das Gehalt von 300 Rth gleich auf 400 Rth festzusetzen, wofür ich Ihnen dankbar verpflichtet sein würde.
Noch bitte ich um die besten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin und bin ich

mit besonderer Hochachtung
Ihr Ihnen treu ergebener
Fritz Schmidt.

Autor(en): Schmidt, Fritz
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Heeringen, Josias von
Hildebrand-Romberg, Bernhard
Hildebrand-Romberg, Bernhardine
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: London
Erwähnte Institutionen: Hofkapelle <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1855012240

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr an Schmidt. Der nächste Brief dieser Korrespondenz ist Schmidt an Spohr, 15.02.1855.

[1] Carl Georges berichtete am 12.10.1855 an Spohr: „Letzthin traf ich in Basel die Herren Hunnemann u. Eberwein, (Violinisten die Sie wohl kennen) welche im Lauf des Gespräch‘s äußerten, die Stellen die sie in der Kasseler Hofkapelle bekleideten, seyn noch nicht wieder besetzt.“ Wöhrend der offiziellen Orchesterliste zufolge Eduard Eberwein noch 1854 Mitglied des Orchesters war, fehlt Ernst Hunnemann bereits in diesem Jahr. Vielleicht handelt es sich aber auch um die Stelle von Friedrich Dietz, der von 1855 nach 1856 aus der Liste verschwindet (vgl. Kurfürstlich Hessisches Hof- und Staatshandbuch (1853), S. 59; ebd. (1854), S. 59; ebd. (1855), S. 60).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (08.07.2020).