Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl 100/B,13594

An
Fräulein Rosalie Spohr.
in
Braunschweig.

d. g. L.(???)


Cassel den 22sten
Dec. 1854.

Liebe Rosalie,

Empfange meine herzlichen Glückwünsche zu Deiner Verlobung, die mich nach dem, was der Gegenstand unserer letzten Correspondenz war, im höchsten Grade überraschen mußte. Bey der wahrhaft väterlichen Liebe, mit der ich Dir von jeher zugethan war, genügt mir aber nicht, was mir Dein Vater über Deinen Verlobten schreibt1, und Du wirst es meiner Besorgniß um Dein zukünftiges Glück zu Gute halten müssen, wenn ich Dich bitte, mir Näheres über ihn mitzutheilen. Besonders wünschte ich zu wissen, ob er Sinn für unsere Kunst besitzt und sich für Dein schönes Talent interessirt, dessen allmähliches Erblühen ich immer mit so vieler Theilnahme verfolgt. Ferner, ob Du bey [...]2
der Religion, denn wir glauben nach seinem Vornamen und seiner Heimath schließen zu müssen, daß er Katholik sey. Zwar kann ich wohl voraussetzen, deß Dein Vater alles dieses reichlich erwogen haben wird, bevor er seine Einwilligung gab; es würde aber doch meine und unserer aller Theilnahme und Freunde an dem Ereigniß sehr steigern, wenn Du uns darüber beruhigen könntest und wolltest.3
Erfreue daher recht bald mit einigen Zeilen Deinen Dich stets liebenden

Onkel
Louis Spohr.

Erlaube mir, liebe Rosalie, neben meinen eignen innigsten Glückwünschen auch noch die meiner Geschwister in deren Auftrag Dir auszusprechen. Wir Alle nehmen den herzlichsten Antheil an dir und Deinem Wohlergehen, und werden uns stets wahrhaft freuen, Dich glücklich zu wissen! - Mein Onkel Harnier (G. Hofr.4) will Dir [...]

Autor(en): Spohr, Louis
Spohr, Marianne
Adressat(en): Spohr, Rosalie
Erwähnte Personen: Harnier, Richard Maria
Sauerma, Xaver von
Spohr, Wilhelm
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1854122200

Spohr



Der letzte erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Rosalie Spohr an Louis Spohr, ab dem 18.11.1853. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Louis Spohr an Rosalie Spohr, 10.04.1857, aus dem sich ein derzeit verschollener Brief von Rosalie Spohr an Louis Spohr erschließen lässt.

[1] Dieser Brief von Wilhelm Spohr ist derzeit verschollen.

[2] Die Textverluste ergeben sich durch den fehlenden unteren Teil des Blatts.

[3] Spohrs Enkelin Antonie Schmitz, geb. Wolff hatte bereits 1849 den katholischen Gymnasialprofessor Peter Schmitz geheiratet (vgl. Spohr an Antonie Schmitz, Anfang 1853; [Ludwig] Spohr, Spohr'sches Familienbuch. Genealogie der Familie Spohr aus Alfeld und kleine Beiträge zu einer Familien-Chronik, Karlsruhe 1909, S. 43).

[4] Abk. f. „Geheimer Hofrat“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (10.09.2019).