Autograf: nicht ermittelt
Faksimile: „Faksimile eines bisher unveröffentlichen Briefes, gerichtet an den Gutsbesitzer Johann Hitschler in Landau (Pfalz)“, Beilage zu dem Programm der Spohr-Händelfeier des Mozart-Vereins zu Dresden am 1. November 1909 (vorhanden in: Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (D-Dl), Sign. Hist.Sax.G.316,67.m-Spohr)
Druck 1: R. Stahel, „Louis Spohr und die Zukunftsmusik“, in: Münchener neueste Nachrichten 22.10.1909
Druck 2: „Etrangers“, in: Ménestrel 75 (1909), S. 349f. (frz. Übersetzung)
Druck 3: „Une lettre de Spohr“, in: Revue musicale de Lyon (1909), S. 157f. (frz. Übersetzung)
Druck 4: „Spohr und die Zukunftsmusik“, in: Neue Musik-Zeitung 31 (1910), S. 68
Druck 5: Bericht des Mozart-Vereins zu Dresden 8 (1910), S. 20
Druck 6: Georg Büchmann, Geflügelte Worte, hrsg. v. Walter Robert-Tornow, Konrad Weidling und Eduard Ippel, 26. Aufl., Berlin 1920, S. 249

Cassel den 26sten Nov.
1854.

Hochgeehrter Herr,

Ihre freundliche Zuschrift vom Cäcilientage erhielt ich gestern Mittag und wurde dadurch auf das Angenehmste überrascht! Zwar erlebte ich schon oft die Freude, daß mir völlig Unbekannte oft aus weiter Ferne, außerhalb Deutschlands, ja selbst Europas, mich ihrer Theilnahme an meinem Künstlerwirken versicherten, und es war mir stets ein erfreulicher und beruhigender Gedanke, nicht umsonst gelebt zu haben; aber Ihre Zuschrift in einer Zeit, wo der Geschmack in unserer Kunst eine Richtung nimmt, die uns ältere Künstler wahrhaft mit Schrecken erfüllt, hat mir ganz besondere Freude gewährt, weil sie mir beweiset, daß es doch noch Kunstfreunde giebt, die an dem, was uns während der ersten Hälfte des Jahrhunderts der Kunst erfreute und begeisterte, fest halten, und nicht erst von der Zukunftsmusik das Heil erwarten. Empfangen Sie daher meinen innigsten Dank für alles das Freundliche, welches Ihr lieber Brief enthält, so wie auch noch insbesondere für das schöne Geschenk, welches Sie demselben beygelegt haben. Ich muß nun doppelt beklagen, während Ihrer Anwesenheit in Cassel im Aprill dieses Jahres Ihre Bekanntschaft nicht gemacht zu haben! Es würde mir eine Freude gewesen seyn, Ihnen die Sachen, für die Sie sich besonders interessieren, selbst vorzuspielen, denn troz dem, daß ich im Frühjahr die Siebenzig passirt habe, gelang es mir doch, mein Violinspiel noch ziemlich zu conserviren. Ich hoffe jedoch Sie hier ein anderes Mal noch begrüßen zu können!
Indem ich nochmals meinen Dank ausspreche, mit wahrer Hochachtung und Ergebenheit ganz

der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Hitschler, Johann
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1854112618

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Hitschler an Spohr, 22.11.1854.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (10.12.2019).