Autograf: nicht ermittelt
Entwurf: Stiftelsen Musikkulturens Främjande Stockholm (S-Smf), Sign. LTR 6086

Unter den zwölf1, mir von der deutschen Tonhalle zur Beurtheilung zugesandten Quintettsätzen für2 Blasinstrumente zeichnet sich das mit der Nro 6 und dem Motto: „Ob ich es wage?“ bezeichnete3, vor allen andern durch originelle frische Erfindung, gute und correcte Stimmführung, und efektvolle Behandlung der 5 Instrumente vortheilhaft aus und verdient den ausgesetzten Preis in vollem Maaße.4
Nur die 4 letzten Schlußtakte genügen nicht recht, und haben schon einen früheren Beurtheiler veranlaßt mit Bleistift-Klammern einen andern Schluß anzudeuten. Auch ich fand mich veranlaßt einen solchen mit * bezeichneten5 vorzuschlagen; doch wird der Komponist sicher noch einen bessern aufzufinden wissen. – Zu bedauern ist, daß durch die Worte des Ausschreibens: „ein Quintettsatz mit Einleitung“ sich der Bewerber No 6, (so wie auch die meisten6 andern,) bewogen gefunden hat, einen und nicht die7 herkömmlichen vier zu geben. Bey der großen Begabung dieses Komponisten wäre zu wünschen, daß er vor der Veröffentlichung8 noch die andern Sätze seines Werks einzufügen.
Belobung verdienen die Nummern 3 und 4 wegen guter Form und Correktheit, obgleich sie in der Originalität der9 Erfindung10 weit nachstehen.
Schlüßlich habe ich noch zur Erklärung der späten Rücksendung zu bemerken daß ich 6 Wochen von hier abwesend war, und erst vor 4 Tagen zurückgekehrt bin.

Dr. Louis Spohr.

Cassel den 2tten
August 1854

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Deutsche Tonhalle
Schüssler, Adam
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Bischoff, Kaspar Jakob : Quintette, Fl Ob Klar Fg Hr
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1854080217

Spohr



Dieser Brief ist derzeit nur als Antwortentwurf auf dem Autograf des Vorbriefs Schüssler an Spohr. 24.06.1854 überliefert. Schüssler beantwortete diesen Brief am 16.11.1854.

[1] „zwölf“ über der Zeile eingefügt.

[2] Hier gestrichen: „Blas“.

[3] Von Kaspar Jakob Bischoff (vgl. „„Deutsche Tonhalle“, in: Urania 12 (1855), S. 12).Deutsche Tonhalle“, in: Urania 12 (1855), S. 12).

[4] Hier gestrichen: „Die Nummern 3 und 11, obgleich in der Erfindung der Nummer 6 weit nachstehend, verdienen wegen der guten Form und Correktheit Belobigung.“

[5] „mit * bezeichneten“ über der Zeile eingefügt.

[6] Hier über der Zeile eingefügt und anschließend wieder gestrichen: „der“.

[7] Hier gestrichen: „ge“.

[8] Hier ein Wort gestrichen („doch“?) und unter der Zeile eingefügt: „seines Werks“.

[9] „Originalität der“ über der Zeile eingefügt.

[10] Hier gestrichen: „der No 6“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (02.07.2020).