Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Wien 22/4 854

Hochgeehrtester Herr Hofkapellmeister!
Großer Meister!

Unsere Musikwelt kann nie genug Compositionen des großen Spohr, dessen hohen Geist ewig fort leben wird, und dessen Verehrer nie aufhören werden, besitzen. Leider konnten es meine Bemühungen noch nicht dahin bringen, daß wir den Hochgenuß einer Aufführung Ihrer großen Werke in Wien stillen, darüber ließen sich viel sagen, – jedoch ich gebe meine Bemühungen nicht auf die Ihnen zum Theil nicht ganz unbekannt sind. Was ich mit meinen geringen Kräften für Kunst u Künstler gethan, will ich möglichst suchen fortzusetzen. Nun zur Hauptsache meines Schreibens. Im Jahr 1844 gründete ich meine Musikhandlung, welche sich nun seit 10 Jahren der allgemeinen Achtung erfreut, und manche Künstlernamen ersten Ranges zieren meinen Verlag, so wie es mir meine geringen Kräfte erlaubten. Nun sehen Sie wohl ein, das ich nicht nur als persönlicher Verehrer den Wunsch nicht unterdrücken kann ein Manuscript Ihrer Hand in meinem Verlag zu besitzen. Seit 6 Jahren mache ich zu einem kleinen Preis regelmäßig alle Mittwoch die Clavierwerke von Trio angefangen als und neu, u kommt es immer wieder auf unsern Großmeister Spohr, nehmen wir diesen Tag immer als den schönsten unseres Lebens, den1 was wir bei dem Hochgenuße Ihrer Werke empfinden läßt sich nicht beschreiben. Doch ein Wunsch ist in uns laut geworden wenigstens 3 Quartette für Pf Vlin Vla Vlc in derselben Haltung wie Ihre entzückenden Trio sind zu besitzen, welche in dieser Art nicht über unsere Leistungen hinaus steigen. Ich wage es an Sie die Bitte zu stellen uns baldigst mit einem zu beglücken und Frage welches Honorar Sie nach meinen Kräften für 3 Quartetten selbe in meinem Verlag zu nehmen ansprechen würden. Wen gleich kein Honorar für den großen Spohr zu hoch ist, so stehen meine pekuniären Kräfte doch nicht im Einklang mit meiner innigen Verehrung.
Ich überlasse es Ihrem gütigen Ausspruch das Honorar zu bestimmen diese 3 Quartetten als mein Eigenthum zu verlegen, auf welche Art Sie das Honorar beziehen wollen, u in welcher Zeit ich auf das Manuscript rechnen dürfte.
Auch ist Ihnen mein Verlag nicht ganz unbekannt mit schönen Notenstich u aufmerksamer Ausstattung.
Ich bitte Sie daher um baldigste gütige Antwort, da wir diesen neuen Hochgenuß kaum erwarten können. Mir wahrer innigster Verehrung

Ihr
aufrichtig ergebenster
F. Glöggl
Kunst- und Musikhandlung
in Wien.

Autor(en): Glöggl, Franz
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Trios, Vl Vc Kl, op. 119
Spohr, Louis : Trios, Vl Vc Kl, op. 123
Spohr, Louis : Trios, Vl Vc Kl, op. 124
Spohr, Louis : Trios, Vl Vc Kl, op. 133
Spohr, Louis : Trios, Vl Vc Kl, op. 142
Erwähnte Orte: Wien
Erwähnte Institutionen: Glöggl <Wien>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1854042256

Spohr



[1] Sic!

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (26.07.2024).