C. Ranck an Louis Spohr in Kassel

Pyrmont, d 14 Febr
1854.

Wohlgeborener,
Hochgeehrtester Herr Hof-Capellmeister!

Im Auftrage des, das große norddeutsche Liederfest¹ per anno 1854 vorbereitenden Fest-Comités, habe ich zunächst unsern innigsten Dank abzustatten für Ihre Bereitwilligkeit, uns Manuscript und Orchesterstimmen Ihrer Composition des Klopstockschen Vater Unser² gütigst herleihen zu wollen; und theils ist mir der mich sehr ehrende Auftrag geworden, Sie zur Verherrlichung des schönen Festes nach unseren freundlichen Thale einzuladen. Gewiß, eine günstigere Proposition könnte uns für die gedeihliche Fortsetzung des Festes nicht gegeben werden, als wenn Sie, hochgeehrter Herr, uns die Zusage in Betreff der Leitung Ihres, noch dieses Jahr auf der großen sächsischen Lehrerversammlung zu Zwickau mit dem größten Beifalle aufgeführten Tonwerkes, machten.
Für gutes Orchester wird das Comité gehörige Fürsorge tragen; außerdem ist Pyrmont, bis auf eine Entfernung von 3 Stunden, jetzt von Cassel aus durch Eisenbahn und Dampfschifffahrt zu erreichen, und würden wir Sie, falls uns die hohe Gunst Ihres Besuches zu Theil würde, nach geschehener Verordnung beim Aussteigen aus dem Dampfschiffe im Empfang nehmen. Das Fest-Comité sowohl, als Bewohner Pyrmonts überhaupt, würden sich gewiß in jeder Hinsicht beeifern, Ihnen in Ihrigem hiesigen Aufenthalte eine angenehme Erinnerung zu verschaffen!
Erfreuen Sie recht bald durch Einsendung Ihrer Composition das gehorsamst

unterzeichnete Comité
des norddeutschen Sängerfestes
Namens desselben
C. Ranck, Dirigent
der Pyrmonter Liedertafel