Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C.F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 249f.
Druck: Horst Heussner, Die Symphonien Spohrs, Phil. Diss. Marburg 1956, Anh. S. 54 (teilweise)

Cassel den 21sten
Januar 1854

Hochgeehrter Herr,

Indem ich mich freue, mit Ihnen wieder in die alte Geschäftsverbindung getreten zu seyn, übersende ich Ihnen beykommend die Manuscripte, die Sie im Lauf des Jahres herauszugeben gedenken, nämlich die 8te Sinfonie, die 3 Lieder für 2 Soprane,1 das Streichquintett, und die Arie Nro 16 zu „Faust“.
Ich vergaß Ihnen zu melden, daß von der 8ten Sinfonie bereits ein sehr vorzügliches Clavier-Arrangement für 4 Hände: von meinem ehemaligen Schüler, Herrn Musikdirektor Gerke in Paderborn, existirt, das meine Frau oft mit ihrer Schwester2 gespielt hat, und das sich anhört, als sey es eine für 4 Hände geschriebene Komposition. Ich lege es Ihnen bey. Da es Eigenthum des Herrn Gerke ist, so würden Sie sich mit ihm über den Preis des Arrangements zu verständigen haben.3 Die Orchesterstimmen zu der Sinfonie habe ich leider nicht, da ich die Meinigen, nachdem ich die Sinfonie hier einige Male probirt hatte, mit nach London geschickt habe. Sollte Ihnen sehr daran liegen, sie zur Erleichterung des Stichs zu haben, so würden Sie sie von Herrn Kapellmeister Pott in Oldenburg geliehen bekommen können, der im vorigen Jahr die Sinfonie von mir erborgt hatte, um sie im Hofconcerte zu geben. Auch von der Arie zu Faust besitze ich die Orchesterstimmen nicht. Da die Partitur aber sehr leserlich und correkt geschrieben ist, so können die Stimmen sogleich aus ihr gestochen werden. Von dem Quintett lege ich die ausgeschriebenen Stimmen bey; ich wünsche aber von den Kompositionen, von denen keine Partitur gestochen wird, nach erfolgter Correktur, meine Originalpartituren zurückzuerhalten, bitte daher auch um gefällige Rücksendung der Partitur des Quintetts. – Ich acceptire Ihr gefälliges Anerbieten, mir nach Ablieferung der Manuscripte das jedesmalige Honorar einsenden zu wollen. – Den Schein über das Eigenthums Recht der Arie zu Faust sende ich beykommend von mir unterschrieben zurück.
Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebener
Louis Spohr4



Dieser Brief ist die Antwort auf Böhme an Spohr, 16.01.1854. Böhme beantwortete diesen Brief am 25.01.1854.

[1] Hier gestrichen: „und“.

[2] Caroline Pfeiffer.

[3] Tatsächlich erschien auch Gerkes vierhändige Fassung der Sinfonie 1854 bei Peters in Leipzig.

[4] Auf der vorletzten, unbeschriebenen Seite finden sich von anderer Hand (Böhme?) mit Bleistift folgende Anmerkungen „Honorar / 2 Lieder mit Sopran Rth. 50- / Quintett _ '' 100 / Sinfonie gratis _“. Auf der letzten Seite des Briefes befindet sich dann von wieder anderer Hand(?) noch der Eingangsvermerk des Verlags: „ Cassel den 21 Januar. 1854 / L. Spohr. / empf. 23 dM / be. 25. dM “.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (24.03.2017).