Autograf: letzter Nachweis siehe Druck 3
Abschrift: um 1904 im Besitz von Werner Wittich in Kassel (vgl. Druck 2)
Druck 1: Otto Lessmann, „Richard Wagner‘s letzte Briefe an Louis Spohr”, in: Allgemeine deutsche Musik-Zeitung 11 (1884), S. 265f.
Druck 2: Eugen Schmitz, „Spohr und Wagner”, in: Neue Zeitschrift für Musik 100 (1904), S. 715ff. und 735ff., hier S. 736f.
Druck 3: Autographensammlung Ignaz Moscheles und Reserve Alfred Bovet bestehend zum größten Teil aus wertvollen Musikmanuskripten und Musikerbriefen. Versteigerung am 17. u. 18. November 1911 (= Katalog Liepmannssohn 39), Berlin 1911, S. 141 (teilweise)
Druck 4: Richard Wagner, Sämtliche Briefe, Bd. 6, hrsg. v. Hans-Joachim Bauer und Johannes Forner, Leipzig 1986, S. 47f.

Mein hochverehrter Herr und Freund!

Es lässt mir keine Ruhe, dass ich Ihnen noch nicht gedankt habe für den so sehr freundlichen Brief von vorigem Jahr. Seien Sie versichert, dass ich nur mit der grössten Rührung stets Ihrer und Ihrer Theilnahme für mich gedenke. Wenn Sie es wirklich ausführen, was Sie mich hoffen liessen, wenn Sie wirklich diesen nächsten Sommer die Schweiz besuchen und mir die Freude bereiten wollen, Sie wieder zu sehen, so machen Sie mich dadurch sehr glücklich! Bitte führen Sie es ja aus.
Im Uebrigen weiss ich Ihnen aus meinem so stillen Exil so sehr wenig zu melden, dass ich wirklich in Verlegenheit bin, womit ich meinte kurzen Herzensergiessungen begleiten soll. Ich componire jetzt wieder fleissig und habe soeben den Entwurf des ersten Stückes meiner Nibelungen („Das Rheingold“) vollendet. Dabei sind meine Relationen mit dem Auslande der misslichsten Art: dass ich nirgends bei den Aufführungen meiner letzten Opern zugegen sein kann, macht mir grosse Pein; ich muss erfahren, dass nicht selten die unbegreiflichsten Verstümmelungen und Missverständnisse zu Tage kommen. Einige Aussicht, meinen Lohengrin selbst einmal aufführen zu können, hätte ich wohl nur, wenn mir ein Londoner Entrepreneur für dort eine gute deutsche Truppe zu Gebote stellte.
Mit der Bitte, Ihrer werthen Frau Gemahlin mich bestens zu empfehlen, grösse ich Sie, Hochverehrtester, mit wärmstem Danke als

Ihr
sehr ergebener
Richard Wagner.

Zürich, den 16 Januar 1854.

Autor(en): Wagner, Richard
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Wagner, Richard : Lohengrin
Wagner, Richard : Das Rheingold
Erwähnte Orte: London
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1854011643

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr an Wagner.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (21.05.2019).