Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. Mus.ep. Spohr-Correspondenz 2,206
Druck: [Ernst Rychnovsky], Beschreibendes Verzeichnis der Autographen-Sammlung Fritz Donebauer in Prag, 2. Aufl., Prag 1900, S. 271 (teilweise)
Beleg 1: Sammlung Fritz Donebauer, Prag. Briefe, Musik-Manuscripte, Portraits zur Geschichte der Musik und des Theaters. Versteigerung vom 6. bis 8. April 1908 (= Katalog Stargardt), Berlin 1908, S. 97
Beleg 2: Georg Kinsky, Versteigerung von Musiker-Autographen aus dem Nachlaß des Herrn Kommerzienrates Wilhelm Heyer in Köln im Geschäftslokal der Firma Karl Ernst Henrici. Montag, den 6 und Dienstag, den 7. Dezember, Bd. 1, Berlin 1926, S. 100

Sr. Wohlgeb.
Herrn Musikdirector
Schletterer
in
Zweibrücken.
 
Cassel den 15ten Dec.
1853.
 
 
Hochgeehrter Herr,
 
Von meinen erst kürzlich abgegangenen Schülern eignet sich keiner für die Stelle, die Sie bisher bekleidet haben, und von den früheren ist mir der jetzige Aufenthalt und Wirkungskreis unbekannt; ich bin daher außer Stande, Ihnen irgend Jemand zu bezeichnen, was mir recht leid ist, da manchem wohl ein großer Dienst damit geleistet würde. Am beßten mögte es wohl seyn, wenn die Stelle öffentlich ausgeboten würde; es würde dann an Bewerbern nicht fehlen, und man könnte den Fähigsten auswählen.
Was Ihre andere Anfrage betrifft, so kann ich Ihnen die Partitur und Orchesterstimmen meines Oratoriums „der Fall Babylons“ von Ostern an borgen;1 die Gesangstimmen, die unseren Gesang-Vereinen2 angehören und nicht verborgt werden dürfen, kann ich Ihnen aber nicht liefern. Da sie bey Breitkopf und Härtel in Leipzig gedruckt worden sind, so werden Sie sie von dort am billigsten beziehen können.
Die Passion von J.S. Bach ist hier einige Male gegeben worden; wir haben aber Partitur und Orchesterstimmen dazu aus der Fremde borgen müssen. Die Chorstimmen sind zwar hier, dürfen aber, wie schon bemerkt, nicht verborgt werden. Der Cäcilienverein in Frankfurt a/m besitzt die Passion vollständig; vielleicht können Sie daher, wenigstens Partitur und Orchesterstimmen geliehen erhalten.
Zu dem neuen Wirkungskreis in Heidelberg wünsche ich Ihnen von Herzen Glück! Da ich im Sommer, während unserer Ferienzeit, eine Reise in die Schweiz und nach München zu machen gedenke, so wird mir hoffentlich das Vergnügen bevorstehen, Sie dort zu sehen und zu begrüßen.
Eine Benachrichtigung im Frühjahr, ob und wann ich Ihnen das Oratorium: „der Fall Babylons“ senden soll, noch entgegen sehend, verbleibe ich mit vorzüglicher Hochachtung
 
Ihr
ergebener
Louis Spoh[r]

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Schletterer, Hans Michael
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Bach, Johann Sebastian : Matthäus-Passion
Spohr, Louis : Der Fall Babylons
Erwähnte Orte: Heidelberg
Kassel
München
Zweibrücken
Erwähnte Institutionen: Breitkopf & Härtel <Leipzig>
Cäcilienverein <Frankfurt am Main>
Cäcilienverein <Kassel>
Singakademie <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1853121510

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Schletterer an Spohr. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schletterer an Spohr, 12.10.1854.

[1] Hier gestrichen: „über“.
 
[2] Cäcilienverein und Singakademie Kassel.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.11.2017).