Autograf: nicht ermittelt
Druck: „Kleine Kontrapunktik“, in: Die Grenzboten 52.3 (1893), S. 188ff., hier S. 189f.

Sr. Wohlgeb.
Herrn Musikdirector M. Hauptmann in Leipzig
 
 
Cassel, den 16ten November 1853.
 
Kennen Sie den Herrn Hoplit in Dresden, der über das Musikfest in Karlsruhe so anmaßend und albern berichtet? Er übertrifft in seiner Vergötterung von Liszt, Wagner, Schumann pp. selbst noch Herrn Brendel1, und zieht auf die unverschämteste Weise über Mendelssohns Finale zu Loreley los2, das doch unbezweifelt das Beste war, was dort zur Aufführung gekommen ist. Die Unverschämtheit dieser Schmierer und Mitarbeiter der Leipziger Musikzeitung kennt doch wahrhaftig keine Grenzen! - Gestern erzählte mir Herr von Schnerfeld3, der auch in Carlsruhe beym Musikfest zugegen war, André in Frankfurt, der viele Manuscripte von Mozart besitzt, habe diese Liszt gezeigt; der habe sie aber mit der Bemerkung zurückgeschoben: „Über diesen Zopf sind wir Gott Lob nun auch hinaus!“ Hoffentlich ist es nicht wahr.
Mit herzlichen Grüßen an Ihre liebe Frau, ganz der Ihrige
 
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Hauptmann, Moritz
Erwähnte Personen: André, Johann Anton
Brendel, Franz
Liszt, Franz
Mozart, Wolfgang Amadeus
Pohl, Richard
Schmerfeld, Friedrich von
Erwähnte Kompositionen: Mendelssohn Bartholdy, Felix : Loreley
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Musikfeste <Karlsruhe>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1853111603

Spohr



Der letzte überlieferte Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Hauptmann, 18.10.1853. Der nächste belegte Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Hauptmann, 10.12.1853.
 
[1] Herausgeber der Neuen Zeitschrift für Musik.
 
[2] Vgl. Hoplit (= Richard Pohl), Das Karlsruher Musikfest im October 1853, Leipzig 1853, zu Mendelssohns Loreley S. 32-37.
 
[3] Sic! Hier wohl Friedrich von Schmerfeld gemeint.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (27.01.2017).