Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

d 11ten October 1853.

Hochverehrter Herr Kapellmeister,

Seit 14 Tagen müssen Ihnen die Ohren beständig klingen, denn wenn zwei so große Verehrer von Ihnen beisammen sind, wie Schmidt und ich, giebt es ja täglich hundert Veranlaßungen, dankbar an alles Gute zurück zu denken, was man Ihnen zu verdanken hat. Sie werden sich erinnern, daß Schmidt das englische Clima nicht mehr vertragen konnte1, und ich deshalb noch vor Anfang der letzten saison London verließ; er kehrte zunächst in seine Heimath Hannover zurück, und kam im Sommer einmal hieher nach Hamburg, um seine Freunde zu besuchen, wo es ihm denn so außerordentlich wohl gefiel, daß er sich entschloß, bald wieder zu kommen und dann ganz hierzubleiben, und so ist er seit 14 Tagen in Hamburg, und musiciren wir täglich zusammen.
Ich ging von London direct nach Brüssel, um Servais kennen zu lernen, und war so glücklich, ihn während drei Wochen jeden Tag zu hören, und mit ihm zu spielen; von da ging ich mit meiner Mutter und Schwester nach Meissen zum Besuch eines Onkels2, wo wir sechs Wochen sehr vergnügt waren, und jetzt, da ich wieder zurückgekehrt bin, beeile ich mich, von Ihrer so gütigen Erlaubniß Gebrauch zu machen, und Ihnen anzuzeigen, daß ich Anfangs November nach Holland gehen werde, wohin Sie die Freundlichkeit hatten, mir Empfehlungen zu versprechen. Ich beabsichtigte, vorher nach Wien zu gehen, aber da Servais im Winter dorthin gehen will, habe ich diesen Plan wieder aufgegeben, um nicht mit ihm dort zusammen zu treffen.
Ich weiß, daß jede Empfehlung, die Sie, geehrter Herr Kapellmeister, mir geben, gleichen Nutzen für mich hat, doch wenn Sie irgend einen von den Directoren dieser holländischen Conzertgesellschaften kennen, glaube ich, würde mir dieser Brief die meisten Vortheile verschaffen.
Obgleich Sie so grausam waren, uns zu versichern, Sie würden nicht wieder nach London kommen, kann ich doch nicht jede Hoffnung aufgeben, Sie im nächsten Frühjahr dort wieder zu sehen. – Indem ich Ihnen für die erneuten Freundlichkeiten, die Sie mit gütigst zusagten, schon im Voraus meinen wärmsten Dank sage, und Sie bitte, mich sowie meine Mutter und Schwester der Frau Kapellmeister bestens zu empfehlen, verbleibe ich
Ihr

treu ergebener Schüler
Bernard Hildebrand-Romberg.

Hamburg: 7. Rathhausstrasse.

Meine Schwester3 ersucht Sie freundlichst, beiligenden Brief an Madame Duplessis doch gütigst an seine Adresse zu besorgen.

Autor(en): Hildebrand-Romberg, Bernhard
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Romberg, Johann Andreas
Schmidt, Fritz
Servais, François
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Brüssel
London
Wien
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1853101143

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Hildebrand-Romberg an Spohr, 06.05.1853. Spohr beantwortete diesen Brief am 15.10.1853.

[1] Vgl. Fritz Schmidt an Spohr, 15.04.1853.

[2] Johann Adreas Romberg.

[3] Bernhardine, später verh. Schmidt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (19.02.2024).