Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Münster, am 26sten Sept. 1853.

Geehrtester Herr Hof-Capellmeister,

Seit voriger Woche haben unsre Winter-Concerte begonnen und ist es ein dringender Wunsch von mir, mein Orchester und unser Publikum wieder mit einem Werke Ihrer Composition zu erfreuen, was uns noch unbekannt ist. Meine ergebene Bitte geht daher dahin: „Sie möchten, vielverehrter Herr Capellmeister, die Güte haben, mir auf 14 Tage Ihre „Historische Sinfonie“ in Partitur und Orchesterstimmen zuleihen1, da es unsre Kassenkräfte jetzt2 nicht erlauben, eine derartige Anschaffung zu machen.
Es würde mir ferner lieb sein, wenn es möglich zu machen wäre3, das Werk gleich zu erhalten, um die nöthigen Studien machen, und es am 7ten October aufführen zu können.4
Vor längerer Zeit habe ich den von Ihnen erhaltenen Auftrag, Herrn Heck, den hiesigen Hornisten, auf Rückerstattung seiner Schuld aufmerksam zu machen, ausgeführt, und habe von ihm die Versicherung erhalten, er wolle seine Verbindlichkeit bald lösen. Sollte er, wider mein Erwarten, nicht Wort gehalten haben, so werde ich von Neuem und dringend dafür sorgen, daß seine Schuld getilgt werde.
Ihre Londoner Erfolge, hochzuverehrender Herr Kapellmeister, habe ich mit größter Freude verfolgt, und gehört das mit zu den Erfreulichsten der Zeit, wenn man die Kunst in ihrem größten Vertreter von den verschiedensten Nationen so nach Verdienst gewürdigt sieht.
Es empfiehlt sich Ihnen mit der unwandelbarsten Hochachtung u Ergebenheit

C. Müller.
(Musikdirektor.)

Autor(en): Müller, Carl (Düsseldorf)
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Heck (Hornist)
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Münster in Westfalen
Erwähnte Institutionen: Musikverein <Münster>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1853092645

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Müller an Spohr, 06.02.1848. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Müller an Spohr, 28.03.1854.

[1] „zu“ gestrichen und anschließend durch darunter gesetzte Punkte wieder eingefügt.

[2] „jetzt“ über der Zeile eingefügt.

[3] „wäre“ über der Zeile eingefügt.

[4] Zur Aufführung vgl. „Verehrter Herr Redacteur!“, in: Rheinische Musik-Zeitung 4 (1853), S. 1430f., hier S. 1430.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.05.2022).