Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Sonntag Abend den 26ten
Juni
Kensington

Sehr verehrter Herr Capellmeister

heute schreibt mir der Grafen Flemming wie sehr er bedauert nicht Theil zu dem Sextett1 nehmen zu können, aber in den nächsten Tagen, durch den Prinzen2 u. Prinzess3 von Preussen, wird seine Zeit so sehr in Anspruch genommen, d. er auf das Vergnügen mit Ihnen zu spielen verzichten muss. Morgen hofft er Ihnen persönlich sein Bedauern auszudrücken.4
Mit Ausnahme meiner geliebten Könign, wäre die Welt hübscher ohne solchen lästigen fürstlichen Patronagen.
Wollen Sie jetzt gütigst an Hausmann schreiben? Vielleicht könnte Hildebrand zu ihm gehen, aber auf jeden Fall werden Sie hoffentlich die 2 Quartetten Dienstag probiren.5 Bei diesem troslosten Wetter werden Sie u. Ihre liebe Frau Gemahlin gewiss nicht heraus komme können6, u. darum fürchte ich sehr d. ich Sie erst bis Dienstag sehen werde. Zwischen 10 u. 11 Uhr werde ich spätestens in Hertford St. erscheinen, u. mit vielen herzlichen Grüssen verbleibe ich wie stets

Sophy Horsley



Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Horsley an Spohr, 05.01.1857.

[1] Am 12.07. besuchte das Ehepaar Spohr gemeinsam mit Horsley eine Aufführung von Spohrs Streichsextett op 140 in der Musical Union (vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 12.07.1853). Hier ist wohl eher eine Privataufführung unter Spohrs Mitwirkung und auf Horsleys Wunsch am 15.07. gemeint (vgl. ebd., 15.07.1853).

[2] Der spätere Kaiser Wilhelm I.

[3] Die spätere Kaiserin Auguste.

[4] Marianne Spohr vermerkt Flemming erst für den 07.07.1853 (Tagebuicheintrag).

[5] Marianne Spohrs Tagebucheintrag vom 27.07.1853 erwähnt die Quartettprobe, jedoch nicht die konkreten Kompositionen. Der Eintrag vom 01.08.1853 spricht ausdrücklich von den „2 neuesten Quartetten v. Sp.“, also op. 141 und 146.

[6] Vgl. „[…] weil wir nachher zu Horsley’s wollten, was aber dann, als ich ganz fertig war, endlich wegen d. Regenwetter aufgegeben wurde […]“ (Marianne Spohr, Tagebucheintrag gleicher Tag).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (12.08.2022).