Louis Spohr an Carl Gotthelf Siegmund Böhme in Leipzig

Cassel den 26^sten
Januar 1853.

Hochgeehrter Herr,

Beykommend übersende ich Ihnen die Ergänzungen zum 2^ten und 3^ten Akt des „Faust“. Mit Vergnügen ersehe ich aus Ihrem geehrten Schreiben, daß Sie eine ganz neue Ausgabe des Clavierauszugs veranstalten wollen; so wird sie allerdings viel eleganter werden, als mit den alten Platten. Zu ändern habe ich an dem alten Clavierauszuge nichts; die Musik ist unverändert geblieben, und der Auszug ist gut. Vieleicht wird es nöthig seyn, daß dem Alten, wie ich es bereits in den neuen Rezitativen gethan habe, noch einige Anmerkungen (für den Sänger am Piano) zum Verständnis der Handlung und der jedesmaligen Situation hinzugefügt werden, weil dies Verständnis zum richtigen Vortrag erforderlich ist.
Am besten werde ich dieß beurtheilen können, wenn ich den neuen Clavierauszug im Ganzen durchsehe. Sollte sich dann das Bedürfniß zu mehreren Anmerkungen, als der alte Clavierauszug enthält, herausstellen, so werde ich sie hinzufügen, und sie können dann vor dem Abdruck noch auf die Platten übertragen werden. Auch einige, allerdings unbedeutende Stichfehler des alten Clavierauszugs werde ich dann verbessern wenn sie Ihr Correktor nicht bereits aufgefunden und verbessert hat.
Da der Stich des neuen Clavierauszugs doch nach dem alten stattfinden wird, so habe ich bey den¹ Recitativen die Hinweisung auf die Pagina desselben fortgesetzt, um dem Stecher genau zu bezeichnen, wo er das Neue einzufügen hat. Ich glaube, daß er sich bey dieser Bezeichnung nun nicht wird irren können.
Es würde mir lieb seyn, wenn Sie mir nach Vollendung des ersten Akts im Stich und in der Correktur denselben zur Durchsicht sogleich zusenden wollten, damit ich mehr Zeit darauf verwenden kann, als wenn ich das Ganze auf ein Mal durchzusehen hätte.
Mit vorzüglicher Hochachtung

ergebenst
Louis Spohr¹