Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Via Ostend
to
Dr Spohr
Cassel
Allemagne1
18 Hanover St
London
den 1sten Jan. 1853
Verehrtester Herr Doctor!
Ich habe die Ehre, Ihnen im Namen der neuen Philharmonischen Gesellschaft für Ihren gütigen Brief vom 14ten Dec. zu danken, worin Sie Ihre Bereitwilligkeit ausdrücken, die Dirigierung einiger ihrer Concerte zu übernehmen, wenn nehmlich diese zwischen dem 18ten Juni u. July oder Ende July‘s statt fänden.
Da es den Directoren so viel daran gelegen ist, Ihrer so hochgeschätzten Dienste theilhaftig zu werden so haben sie die früher für die Aufführung bestimmte Zeit verändert u. diese auf März (den16ten) April 13. Mai 14. Juni 22.2 u. July (den 8ten) festgesetzt. – Da also die zwei letzten Concerte innerhalb der von Ihnen vorgeschlagenen Zeit fallen, so sehen wir dem Vergnügen entgegen, Sie so bald als möglich nach dem 10ten Juni in London zu sehen.
Wir haben um so mehr bedauert, zu erfahren, daß Sie Cassel nicht früher verlassen können, da wir gehofft hatten, im ersten Concerte (am 16ten März) entweder Beethoven‘s Choral Symphonie unter Ihrer Direction aufzuführen, oder Ihre eigene Historischen Symphonie, die so oft in die Kritik der Times (= Zeitung) als ein Werk erwähnt worden ist, das aufgeführt werden sollte3 u. wir halten dafür, daß die Aufführung des einen der beiden Werke im ersten Concerte einen noch größern Eclat hervorbringen würde als wenn dieselbe bis ans Ende der Saison verschoben wird.
Die Directoren fühlen sich geneigt, sich die Mühe zu geben, um von dem Churfürsten die Erlaubnis zu Ihrer Abreise von Cassel zu erwirken und sie glauben hinlänglichen Einfluß zu besitzen, um eine solche Gunst zu erhalten. In dieser Beziehung haben sie sich bereits mit einem einflußreichen Meister in Cassel in Verbindung gesetzt u bitten Sie inständig um Ihre Einwilligung auch zur Uebernahme der Direction des ersten Concerts, wenn es Ihnen nehmlich gelingt, die Erlaubniß des Churfürsten zu Ihrer Abwesenheit von Cassel als eine Gunst für sie selbst auszuwirken u. sie hoffen zuversichtlich, daß Ihnen dieses Verfahren nicht mißfällig seyn werde.
Indem Sie hoffen, daß Sie das Engagement annehmen, bitte sie Sie ergebenst, die Bedingungen, unter welchen Sie deshalb anzunehmen geneigt sind anzugeben.
Mit der Versicherung der vollkommensten Hochachtung habe ich die Ehre zu seyn
Ihr
ergebenster Diener
H. Wylde.
Autor(en): | Wylde, Henry |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | |
Erwähnte Kompositionen: | Beethoven, Ludwig van : Sinfonien, op. 125 Spohr, Louis : Historische Sinfonie, op. 116 |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | New Philharmonic Society <London> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1853010144 |
Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Spohr an Wylde, 14.12.1852. Spohrs Antwortbrief vom 10.04.1853 ist derzeit verschollen.
Dieser Brief ist von Wylde nur unterschrieben und wohl auch nicht von ihm selbst übersetzt.
[Ergänzung 06.02.2023: Angeblich traf dieser Brief am selben Tag wie Frederick Gye an Spohr, 24.01.1853 ein (vgl. Louis Spohr's Selbstbiographie, Bd. 2, Kassel und Göttingen 1861, S. 357f.).]
[1] Links unter dem Adressfeld befindet sich der Poststempel „D.1 / 3/1“, links darüber der Stempel „HAMM / 21 [???] / PADERBORN“. Weitere drei Stempel auf dem Umschlag sind stark verwischt.
[2] „22.“ über der Zeile eingefügt.
[3] Noch nicht ermittelt.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (06.08.2021).