Autograf: Winterthurer Bibliotheken, Sammlung Winterthur (CH-W), Sign. Ms BRH 512/35

Sr. Wohlgeb.
Herrn Concertmeister
Ferd. David
in
Leipzig.


Cassel den 9ten Nov.
1852.

Hochgeehrter Herr und Freund,

So eben erhalte ich einen Brief1 von Madame Hildebrandt in Hamburg mit der Bitte: bey Ihnen ein gutes Wort einzulegen, daß Ihrem Sohn Bernhard2 gestattet werde in einem der Gewandhaus-Concerte, wo möglich noch in diesem Jahr, aufzutreten. Sie muß nämlich wegen der Militairpflichtigkeit ihres Sohns eine Reise nach Berlin machen und mögte gern die Reise nach Leipzig damit verbinden. Nach Neujahr wird er in Hamburg und Bremen Concerte geben, und Ende Februar nach London zurückkehren. Ich kann zur Förderung des eben ausgesprochenen Wunsches nun freilich nichts thun, als Ihnen die Versicherung geben, daß Bernhard Hildebrand jetzt ein ausgezeichneter Virtuos ist, der der soliden Schule seines Großvaters3 nun auch die elegante Leichtigkeit und den picanten Vortrag seines Pariser Lehrers Franchomme hinzugefügt hat, so daß man ihn unbedenklich in die Reihe der ersten, jetzt lebenden Violoncellisten stellen darf. Ich habe ihn diesen Sommer in London wiederholt4 neben Piatti5 gehört, und darf versichern, daß er ihm weder im Solospiel noch im Accompagnement nachsteht. Können Sie daher den Wunsch der Mutter erfüllen, so bitte ich recht sehr darum. Am einfachsten wäre es wohl, wenn Sie die Güte hätten, ihr direct nach Hamburg eine Antwort zu kommen zu lassen, an Frau Stadträthin Hildebrand geb: Romberg.
Mit wahrer Freundschaft ganz

der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): David, Ferdinand
Erwähnte Personen: Franchomme, Auguste-Joseph
Hildebrand-Romberg, Bernhard
Hildebrand-Romberg, Bernhardine
Piatti, Alfredo
Romberg, Bernhard
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Berlin
Bremen
Hamburg
Leipzig
London
Erwähnte Institutionen: Gewandhaus <Leipzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1852110910

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an David, 07.09.1851. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist David an Spohr, 29.01.1856.

[1] Dieser Brief ist derzeit verschollen.

[2] Bernhard Hildebrandt-Romberg.

[3] Bernhard Romberg.

[4] Vgl. Marianne Spohr, Tagebucheinträge 24.06.1852, 02., 10. und 12.07.1852.

[5] Vgl. Marianne Spohr, Tagebucheinträge 30.06. und 14.07.1852.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (19.07.2017).