Autograf: Hessisches Staatsarchiv Marburg (D-MGs), Sign. Best. 159 Nr. 2683 [Personalakte Henry Tivendell], nicht foliiert
Hochverehrte General-Intendantur des Kurfürstlichen Hoftheaters,
So sehr ich auch wünschen muß, daß die Mitglieder unsers Orchesters so gestellt werden, daß sie sorgenfrei leben können, so kann ich doch das vorliegende Gesuch des Herrn Tivendel1 in keiner Weise unterstützen, so lange unser Orchester noch Mitglieder zählt, die schlechter bezahlt sind wie er. Denn er gehört leider zu denen, die bey großer Meinung von ihren Verdiensten, doch wenig leisten und nützen. So wird er, um ein Beyspiel anzuführen, von den beyden neu angestellten Geigern, Schöler und Hunnemann nicht nur im Solospiel weit übertroffen, sondern er steht ihnen auch schon jetzt im Orchesterspiel nach, wie ich dieß kürzlich in Quartettproben zu bemerken Gelegenheit fand.
Noch weniger kann ich das eventuell gestellte Gesuch unterstützen, daß er von den Dienstleistungen außer der Oper, befreit seyn will! Es wäre die größte Ungerechtigkeit, die ihm abgenommenen Geschäfte andern aufzubürden, die fähiger sind wie er, und doch schlechter gestellt.
Der ich verharre
Kurfürstlicher General-In-
tendantur
gehorsamster
Louis Spohr.
Autor(en): | Spohr, Louis |
Adressat(en): | Hoftheater |
Erwähnte Personen: | Hunnemann, Ernst Schöler, Carl Tivendell, Henry |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | Kassel |
Erwähnte Institutionen: | |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1852102813 |
Das Datum dieses Briefs ergibt sich aus einer Datierung von fremder Hand: „pres. 28/10 52.“
[1] Dieser Brief befindet sich ebenfalls in der Personalakte zu Tivendell.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (07.03.2017).