Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287[Ziegesar:3

Euer Wohlgeboren

Es thut mir unendlich leid Euer Wohlgeboren persönliche Bekanntschaft nicht bei der ersten Aufführung Ihrer Oper auf der hieszigen Bühne machen zu können. Das habe ich mir freilich nicht denken können, dasz Ihnen ein Urlaub von wenigen Tagen zu einem solchen Zweck verweigert werden können! Solche Fesseln können unmöglich der freien Entwickelung der Kunst Vortheil bringen, wenigstens muß die Lust zur künstlerischen Thätigkeit bei produktiven Leuthen erlahmen! Der musikalische Theil Ihres Werkes dürfte uns keine Schande machen und glaube ich dafür bürgen zu können, daß wenn auch Mängel hie und da fühlbar sein werden, doch nichts Fehlerhaftes vorkommen soll. Der szenische Theil ist mit Sorgsamkeit behandelt, ist auch nun die letzte Höllendekoration neu. Ich fürchte nun, daß die ganze Oper etwas zu lang dauern wird und hätte ich gerne einige Abkürzungen gewünscht. Es ist dies aber nicht geschehen und hoffe ich nun auf rasche Tempis im Recitativ.
Die Oper wird am Mittwoch d. 30sten zum Erstemal wiederholt. Das Honorar für die Partitur von 20 Louisʼdor werde ich mir erlauben Ihnen in der Kürze durch die Theaterkasse zustellen zu lassen.
Mit vollkommener Hochachtung

Euer Wohlgeboren
ergebenster
Fr. Ziegesar

Weimar
d. 22sten Octob.
1852.

Autor(en): Ziegesar, Ferdinand von
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Faust
Erwähnte Orte: Weimar
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Weimar>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1852102243

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Ziegesar, 20.10.1852.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Tina Köth (22.09.2017).