Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Sondershausen, am 25. Julius 1852.

Hochverehrtester Herr Capellmeister!

Der nicht fern liegende Augustmonat erinnert mich so recht lebhaft wieder an Cassel und an den Mann, der der Herr ist über die Macht der Töne, denn vor 6 Jahren verlebte ich ja jenen Monat in Ihrer Nähe und Sie förderten mich durch Ihren vortrefflichen Unterricht wieder eine Stufe höher.1 Es hat mich oft getrieben, nur einmal wieder oder(???) 2 Tage in Cassel zu sein, um meinen theuern Lehrer für die große Liebe, die er mir mehrere Jahre hindurch bewiesen, so recht innig zu danken und ihn von den Früchten des Unterrichts zu überzeugen, doch leider bin ich durch überhäufte Dienstgeschäfte von allen größern Excursionen abgehalten – Heuer leuchtet mir ein wahrer Glücksstern, denn durch die Vermittlung meines liebenSchwiegervaters ist es mir gelungen, eine größere Reise zu machen und ich werde die dazu gebotene Zeit von 8-10 Wochen dazu benutzen, mich in London in der englischen Sprache weiter zu fördern.2 Nebenbei möchte ich nun auch in künstlerischer Beziehung thätig sein; wie unumgänglich nöthig aber dazu Empfehlungen gehören, weiß ich nur zu gut. Zu Ihnen, mein theuerster Lehrer und Wohlthäter, der Sie ja jetzt wiederum in London so gläzend gef[eiert] sind, habe ich das größte Vertrauen, mir in meinem Vorhaben behülflich zu sein und ich auch überzeugt, das Sie Ihren großen Einfluß zu meinen Gunsten geltend machen werden. – Mit dem 1. August reise ich von hier ab, und sollte ich bis dahin das gewünschte und gebetene Schreiben nicht erhalten können, so haben Sie die Güte, selbiges an meinen Schwiegervater, den Archidiakonus Heimbürger in Celle, zu adreßiren, von wo aus ich es unverzüglich erhalten werde. – Sobald ich von meiner Reise zurückgekehrt sein werde, werde ich mir erlauben, Ihnen Einiges von den Ergebnissen derselben mitzutheilen; für jetzt nehmen Sie schon im Voraus den herzlichsten Dank von

Ihrem
Sie wahrhaft liebenden Schüler,
Carl Haessler.

Autor(en): Haessler, Carl
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Heimbürger, Heinrich Christian
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: London
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1852072540

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Haessler an Spohr, 25.07.1852. Spohr beantwortete diesen Brief am 29.07.1852.

[1] Demnach datiert Haessler hier seinen Unterricht bei Spohr auf 1846, während er in seinem Brief vom 25.07.1845 sein Eintreffen in Kassel für den 04.08.1845 ankündigt.

[2] Ab 1852 unterrichtete Haessler an der Realschule in Sondershausen auch Englisch (vgl. Carl-Heinz Dingedahl, „Die Musikerfamilie Haessler“, in: Genealogie (1984), H. 2, S. 37-43, hier S. 39; Franz Kössler, Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts. Berufsbiographien aus Schul-Jahresberichten und Schulprogrammen 1825-1918 mit Veröffentlichungsverzeichnissen, Gießener Elektronische Bibliothek 2008, Bd. 8, S. [43]).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (24.07.2020).