Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Hochgeehrter Herr

Wie schmerzlich es mir gefallen ist Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlinn auch nicht die geringste Aufmerksamkeit während Ihres Aufenthalts in London erweisen zu können1 bedarf wohl keiner Versicherung. Zu den harten Schlägen des Schicksals gehört noch der letzte nicht minder herbe – meinen theuren Vater verlieren zu müssen, und ihm nicht einmal die Augen schließen zu dürfen.2
Er ist nun mit meinem Engelkind3, meinem lieben Schwager4 und meiner unvergesslichen Frau auf ewig vereint.
Aber wenn ich Sie auch nicht persönlich sehen und sprechen konnte, so eraluben Sie mir doch, Ihnen brieflich auf ’s Neue zu sagen, mit welcher tiefen, unveränderlichen Achtung und Bewunderung ich auf Sie – den letzten unserer großen Meister schaue, und mit welche innigen, herzlichen Freude ich Ihren herzlichen Triumphzug in London folgte.
Mögen Sie uns Allen und der Kunst noch viele Jahre in voller körperlicher und geistiger Kraft erhalten bleiben; und mir auch für die Zukunft die Fortdauer Ihrer mir so unschätzbaren Freundschaft nicht entsagen wollen.
Mich dem gütigen Andenken Ihrer verehrten Frau Gemahlinn bestens empfehlend verbleibe ich

mit der achtungsvollsten
Ergebenheit
Ihr
Julius Benedict

2 Manchester Square
10 Juli 1852

Autor(en): Benedict, Julius
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Benedict, Adele
Benedict, Julius (Sohn)
Benedict, Moritz
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1852070644

Spohr



Der letzte erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Benedict an Spohr, 22.07.1847. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Benedict, 21.10.1855.

[1] Vgl. „Viele Bekannte getroffen: […] Benedict (dessen Frau kürzlich gest.)“ (Marianne Spohr, Tagebucheintrag 25.06.1852).

[2] Benedicts Vater Moritz starb in seinem Geburtsort Stuttgart.

[3] Benedicts 1839 geborener Sohn Julius war im Vorjahr gestorben (vgl. Frank Ziegler, „Sir Julius Benedict (1804-1885). Erinnerungen an einen einst bedeutenden Pianisten, Komponisten und Kapellmeister“, S. 2, in: Allemania Judaica (online)).

[4] Noch nicht ermittelt.


Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (16.03.2022).